Elektro-LKW: Potenzial und Grenzen

(Bild: Sebastian Nagel)

 

Die Elektromobilität gibt Gas

In diesem Blog sprechen wir über Elektro-LKWs. Wie weit ist die Elektromobilität? Kann der E-LKW mit dem Diesel mithalten?

Wir schauen uns an, in welchen Ländern die Fahrzeugflotten bereits auf Elektronik umrüsten. Welche Vorteile gibt es? Und wo liegen bisher die Grenzen?

Also mit Vollgas durchs Thema! Wohl eher mit Vollstrom!

 

E-LKWs: Wie viele? Wie teuer? Wie weit?

Der Bussgeldkatalog liefert uns Fakten vom 21. April 2023. Demnach gab es im Jahr 2022 in Deutschland 43.000 registrierte E-LKWs.

Die durchschnittlichen Grenzen der E-LKWs liegen zwischen 300 und 500 Kilometern Reichweite mit einer Akkuladung. Je teurer die Modelle, desto mehr schaffen sie auch. Die Reichweite hängt außerdem stark von der Ladung, der Fahrgeschwindigkeit und den Temperaturen ab. Wenn es zu kalt oder zu warm ist, verbraucht das Akku mehr Energie als gewöhnlich und macht früher schlapp.

Ein normaler LKW kommt bei einer Tankfüllung von 1000 Litern bis zu 3000 km weit. Ein großer Unterschied. 

Für einen E-LKW im unteren Preissegment muss man schon 145.000€ berappen. Klar, die Akkus sind in ihrer Herstellung noch teuer und um die E-Mobilität hat sich auch noch nicht so eine große Industrie entwickelt wie um den Diesel. Daher ist ein Diesel-LKW in den Anschaffungskosten noch günstiger.

Bisher wirklich keine überzeugende Position. Knappe Reichweite und hohe Anschaffungskosten. Trotzdem gibt es einige Vorteile, viel Entwicklung und bereits einige Länder, die E-Nutzfahrzeuge durch ihre Städte schleichen lassen.

 

Wo schleichen E-Nutzfahrzeuge schon rum?

China scheint elektrisiert von der Elektromobilität. Inzwischen fährt jeder fünfte Bus in China elektrisch, erfahren wir auf infineon. Die chinesische Großstadt Shenzhen hat bereits eine vollständig elektrisierte Busflotte, die immerhin aus 16.400 E-Bussen besteht. Auch die Infrastruktur ist dort gut ausgebaut. Es gibt 510 Busladestationen mit 8000 Ladesäulen.

In vielen Ländern geht dieser Trend mit E-Bussen weiter: In Deutschland, der Schweiz, Italien, England und selbst in den USA.

Bei Bussen ist das natürlich etwas leichter. Sie haben meist kurze Fahrten und längere Stehzeiten an den Endstationen, wo sie das Akku wieder laden können. Trotzdem, vom Bus zum LKW ist es nur noch ein kleiner Schritt. Und wir werden sehen, dass die Schritte der Forschung immer größer werden und beinahe zu ungeduldigen Sprüngen werden.

Auch wenn die geringe Reichweite von E-Truck (Immerhin 300km) oft bemängelt wird. Erste E-LKWs werden auf Kurzstrecken eingesetzt. Zur Belieferung von Supermärkten und Baustellen und für Kurierdienste. Das bietet sich an. Denn gerade in der Stadt mit dem Stop-and-Go-Verkehr erweisen sie sich als wesentlich energieeffizienter als Dieselfahrzeuge.

Im Alltag sind E-Nutzfahrzeuge also bereits angekommen. Aber wie sieht es mit Höchstgeschwindigkeiten und Rekorden aus?

Einen neuen Streckenrekord erzielte der E-Bus von Proterra. Er schaffte mit einer Ladung etwa 1800 km. Allerdings fuhr er auch nur 30 km/h. Eine hohe Geschwindigkeit zerrt nämlich stärker am Akku. Da müssen die Passagiere also eine unendliche Geduld haben oder eine große Freude daran, sich in aller Ruhe die Landschaft anzugucken.

Nach Stand des 31.08.2021 liegt der aktuelle Weltrekord des E-Trucks bei 1.099 Kilometern, berichtet Electrive. Der E-LKW von Futuricum, einer Marke des schweizer Unternehmens Designwerk, hat es damit ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Bei dem Gefährt handelte es sich um einen 19-Tonner, der bereits für DPD auf den Straßen unterwegs ist.

Es sind alles Schritte. Und so weit sie zu neuen Rekorden führen, tut sich was und die Entwicklung stagniert nicht.

So wie die Rekorde beeindrucken, überzeugen auch die Vorteile. Wir werfen einen Blick darauf, was schon super läuft.

 

Die Vorteile von E-LKWs

Leise: Elektrofahrzeuge sind natürlich sehr leise. So leise, dass manche E-Autos mit Alarmsignalen ausgestattet werden, um Fußgänger und Fahrradfahrer zu warnen, wenn sie lautlos an ihnen vorüber rollen.

Leise LKWs würden vielleicht auch die Wahrnehmung verändern und Anwohner wieder mit LKW-Fahrenden versöhnen. Denn gerade Menschen aus Mischgebieten (Wohn- und Industriegebiet) oder aus der Nähe von Raststätten fühlen sich durch LKW-Geräusche gestört. Darüber haben wir bereits in einem anderen Blog geschrieben: LKW-Rastplatzmangel.

Auch Immobilien in Autobahnnähe könnten wieder attraktiver werden. Und nicht zuletzt könnte die Lautstärke am Rastplatz reduziert werden, was einen erholsameren Schlaf für LKW-Fahrende bedeuten würde. Stell dir vor, es wäre so leise an einem Rasthof, dass  du die Grillen der umliegenden Felder zirpen hören könntest! Vielleicht wäre das das neue Geräusch, das dich um den Schlaf bringen würde.

Effizientere Energienutzung: Gerade im städtischen Verkehr geht beim Diesel viel Kraftstoff durch das Anfahren verloren. Gerade in solchen Szenarien würde sich ein E-LKW lohnen. Denn um 40 Tonnen nach jeder roten Ampel in Schwung zu versetzen, braucht man einiges an Energie.

Effizienteres Fahren: Wer bremst, verliert? Nein, der gewinnt. Der gewinnt Energie zurück. Denn Energie kann durch elektrische Bremsen zu großen Teilen zurückgewonnen werden.

Leichtere Fahrt: Man fährt mit weniger oder gar keinen Gängen, was gerade Stausituationen erträglicher macht. Stop and go, aber wirklich nicht mehr.

Bessere Luft/ weniger Abgase: Auch wenn viele insgeheim den Benzinduft der Tankstellen mögen, eine stickige, dicke Luft durch Abgase mag niemand. LKW-Fahrende sind diesen Abgasen schutzlos ausgesetzt: Im Stau, am Rastplatz, an Tankstellen, am Fuhrpark oder bei bestem Wetter mit dem Arm aus dem Fenster.

Stell dir vor, du könntest während der Fahrt das Fenster öffnen und hinein kommt weder Lärm noch heiße Abgasluft. Ein Traum!

Weniger Betriebskosten: Ein Elektroantrieb besteht aus weniger Teilen als ein Diesel- oder Benzinmotor. Er besteht aus weniger Teilen, die kaputtgehen können. Daher sind die Verschleiß- und Reparaturkosten geringer. 

Zwar sind die Anschaffungskosten für E-LKWs noch höher. Doch gleicht sich das zum Teil wieder aus, da man mit Strom günstiger fährt als mit üblichen Kraftstoffen.

Hört sich alles super an. Aber natürlich gibt es auch noch einige Schwächen. 

 

Was klappt nicht?

Lange Ladezeiten: Je nach Stromquelle kann das Laden 2-9 Stunden dauern. Ein bisschen zu viel Zeit, um sich kurz die Beine zu vertreten und einen Kaffee zu holen. Außerdem ist die Ladenetzinfrastruktur noch nicht gut und verlässlich ausgebaut. Die meisten E-LKWs laden in den Speditionen und kehren auch dorthin zurück.

Hinsichtlich dieses Problem wird viel zur Ladegeschwindigkeit und zur Akkukapazität getan. Doch auch alternative Ideen blitzen auf: Eine Idee wäre ein Oberleitungslaster, erfahren wir auf Infineon.  Dafür würde man auf bestimmten Streckenabschnitten Stromleitungen legen, an die E-LKWs sich koppeln können. Während sie angezapft sind, fahren sie mit dem Strom dieser Oberleitungen und laden gleichzeitig ihren Akku auf. 

In Schweden, dem Land, wo Volvo seinen Sitz hat, ist dieses Konzept bereits seit 2016 Realität. In Schleswig-Holstein gibt es seit 2018 einen E-Highway im Test, erfahren wir auf Schleswig-Holstein.de. 5 Kilometer reichen die Oberleitungskabel.

Wir haben schon darüber gesprochen, dass die Reichweite von E-LKWs begrenzt ist. Was der Reichweite außerdem noch zu schaffen macht, sind folgende Faktoren: Temperatur und Wetter, erfahren wir auf Mein Auto.de. Kälte und Hitze verlangen dem Akku mehr ab als optimale Temperaturen (15-35°c). Viel Energie wird dann darauf verwendet, das Akku entweder aufzuwärmen oder abzukühlen.

Auch das Wetter hat seinen Einfluss auf die Reichweite des Akkus. Bei Gegenwind gibt es mehr Widerstand, weshalb auch mehr Energie aufgebracht werden muss. Doch auch eine nasse oder verschneite Fahrbahn erhöht den Rollwiderstand. Dadurch muss das Akku mehr Energie aufbringen.

Der ADAC berichtet außerdem, dass die Herstellung der Batterien noch recht teuer ist. Da man wertvolle Rohstoffe dafür verwendet, wie Lithium.

 

Fazit

Vor allem ist die Elektromobilität eine spannende Technik und wenn sie sich durchsetzt, bedeutet das eine große Veränderung der Wahrnehmung des Güterverkehrs.

Zweifellos bieten E-Trucks einige Vorteile: Das Fahren kann komfortabler, einfacher und nervenschonender werden.

Es gilt natürlich auch das, was wir in einem anderen Blog (LKWs fahren mit Wasserstoff) zum Nebeneinander zweier Technologien gesagt haben: Sie müssen sich nicht gegenseitig ablösen. Sie könnten sich gegenseitig ergänzen.

 

Was denkt ihr über die Elektromobilität? Könntet ihr euch vorstellen, einen E-Truck zu steuern? Teilt es gerne in den Kommentaren.

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