Unterirdischer Güterverkehr

(Bild: Sebastian Nagel)

Digitale Autobahn auf zwei Ebenen

In diesem Blog spähen wir in die nahe Zukunft und gucken uns die digitale Autobahn an, die das Start-Up Unternehmen Ecoro GmbH plant.

Sonnenenergie, induktive Ladung von E-Autos und unterirdischer, automatisierter Güterverkehr, wir schauen, ob das möglich ist.

Wir werfen einen Blick auf die einzelnen Komponenten. Gibt es die schon? Oder ist das alles neu?

Könnte das die Autobahn der Zukunft werden?

 

Der Gütertransport der Zukunft

Auf unseren Straßen tummeln sich zu viele Interessen. Das wird einem besonders in den Ferienzeiten bewusst: Güterverkehr, Urlaubsreisende, Wohnmobile und Camper, Freizeit-, Pendel- und Berufsverkehr, Schwerlasttransporte; zwischendrin Raser, die ihr Limit testen. So viele verschiedene Fahrzeuge, so unterschiedliche Ziele, doch alle treffen sich auf ein und derselben Straße.

Das verstopft die Straßen und die Dauerbelastung und das Gewicht nutzen die Straße früher ab, als uns lieb ist. Der Br.de berichtet, dass ein Würzburger Start-Up Unternehmen plant, das zu ändern durch eine digitale Autobahn auf zwei Ebenen. Ecoro GmbH heißt das Unternehmen. Die  Unternehmer heißen Daniel Daum und Christoph Tullius. Patrick Obrusnik, der Autor, nennt es eine Revolution des Güterverkehrs.

Dabei wird der Güterverkehr in den Keller verlagert. Unterirdisch soll er weiterfließen, und zwar effektiver, klimaschonender, billiger, leiser und vollkommen automatisiert. Oben fährt der übrige Verkehr.

Die Straße gewinnt ihre eigene Energie, womit sie den Güterverkehr im Fluss hält und nebenbei genug übrig hat, Elektroautos induktiv und dynamisch aufzuladen.

Klingt ziemlich utopisch, kann aber funktionieren.

 

Es geht abwärts

Die künftigen Straßen erheben sich eher in den Luftraum, sollte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es geht abwärts. Daher lautet der Leitspruch von Ecoro auch: “Fortschritt an der Oberfläche durch Innovation darunter.” Durch die digitalen Straßen wird ein neuer Raum geschaffen und der geht durchs Erdinnere.

Im Folgenden schauen wir uns die einzelnen Vorteile an.

Schnellere Bauzeit: Die digitale Straße von Ecoro wird aus Betontunnelsegmenten bestehen. Dafür wird Erde ausgehoben und dort werden sie eingesetzt. Einfach und schnell. So könne man 300 Meter digitale Fahrbahn pro Tag schaffen. Die Baukosten lassen sich so und durch die längere Haltbarkeit der Straße gut wieder reinholen, verspricht Ecoro.

Logistikpreise sinken: “Keine Kaffeepausen, kein Fahrermangel, 24 Stunden wird geliefert”, sagt Daum, einer der Unternehmer. Da der Gütertransport und die Verladung vollautomatisch laufen wird. In den geplanten vollautomatisierten Logistic Terminals bekäme man in 1 Stunde 20 LKWs voll. Vom Raum her. LKWs wird es dort unten natürlich nicht geben. Nur Paletten mit einer Nutzlast von 2,5 Tonnen. Diese selbstgesteuerten Elektroshuttle sausten mit 40-60 km/h durch die Tunnel. Zwar nicht so schnell wie LKWs, doch ohne Stehzeit und Stau.

Straßen entlasten: Wenn man den Gütertransport unter die Erde brächte, würden Straßen und Brücken entlastet werden. Der Unternehmer Daum geht davon aus, dass man 70% des Güterverkehrs einsparen könnte, wenn man 800 km der oft befahrensten Autobahnen zu einer digitalen Autobahn umbauen würde. Darüber wie untauglich sich die meisten Brücken für den Güterverkehr erweisen, haben wir bereits in einem anderen Blog geschrieben: Brückenbaustellen

Umweltfreundlich: Einerseits fiele der CO²-Ausstoß vieler LKWs weg und andererseits würde die digitale Straße ihre eigene Energie erzeugen. Denn die bis dahin passive Straße würde durch Solarbeläge zu einer aktiven Energiequelle. Damit könnte der gesamte Güterverkehr darunter mit Energie versorgt werden, dazu noch 20.000 E-Autos und es bliebe noch was über, sagt Daum.

Induktive Ladung von E-Autos: Außerdem sollen durch die digitalen Straßen auch Elektrofahrzeuge angetrieben werden können. Ladung und Reichweite. Auf diese großen Schwächen der Elektromobilität haben wir bereits in einem anderen Blog: Elektro-LKW: Potenzial und Grenzen hingewiesen. Diese könnten durch die digitale Autobahn gelöst werden. Denn durch ein Magnetsystem wäre es möglich, während der Fahrt den Akku aufzuladen, ohne anhalten zu müssen.

Gütertransport unter der Erde: Die Straßen und Tunnel würden direkt zu großen Warenhäusern oder Industrieorten führen. Die Strecke geht vom Flughafen oder Hafen bis zu Industrieorten, die am Rande einer Autobahn stehen. Die Warentransporte würden zuverlässiger und ohne Stauverspätungen ankommen.

Deutschland erweise sich jedoch in der Umsetzung bisher als sehr träge, sagt Daum, daher werde es erste, ernsthafte Versuchsstandorte in Saudi Arabien geben. Nach einer 2 Jährigen Testphase, soll dann ein erstes Pilotprojekt auf einer 70 Kilometer langen Küstenstraße entworfen werden.

Wir schauen uns die einzelnen Elemente an, aus denen die digitale Straße besteht.

 

Solarbelag auf der Straße

Dieses Konzept gibt es seit 2015 und wurde bereits auf der Klimakonferenz präsentiert. Entstanden aus einer Zusammenarbeit des französischen Unternehmens Cola und dem französischen Institut für Sonnenenergie.

Dafür benutzt man 4 Millimeter dünne Solarbeläge, die man auf den Asphalt klebt. Sie werden mit Zweikomponentenkleber fixiert und liegen sicher unter einer Schicht aus Harz und Polymeren, die sie vor der Last der Autos schützen und doch genug Sonnenlicht durchdringen lassen, um Energie zu erzeugen, erfahren wir auf Industrieverband-Klebstoff.e.V.. Bisher wurden davon 4000 m² Fläche verklebt.

Sie halten etwa 12 Jahre, wenn man mit niedriger Geschwindigkeit (unter 30 km/h) darüber fährt und die Fahrzeuge nicht mehr wiegen als 12 Tonnen. In verkehrsberuhigten Zonen könnte man diese Solarbeläge also überall ausbringen. Auf Flächen innerhalb geschlossener Ortschaften, auf Fahrradstraßen und Parkplätzen.

Diese Solarbeläge gibt es also bereits. Sie sind erprobt und voll im Einsatz.

 

Dynamisches, induktives Laden

Seit 2020 wird an dieser innovativen Technik gefeilt auf einer Teststrecke der Universität Stuttgart, schreibt der SWR.  Damit sollen Elektrofahrzeuge kontaktlos während der Fahrt aufgeladen werden können. Lange Wartezeiten an Ladestationen fielen damit weg.

Das funktioniert über ein magnetisches Wechselfeld. Unter der Straße liegen Wechselspulen, die Wechselstrom erzeugen. Straße und Auto verbinden sich durch Magnetfelder und können so kabellos geladen werden. Durch das ständig wechselnde Magnetfeld wird Strom übertragen. Selbst bei Schnee und Regen funktioniert das.

Noch nicht ganz im Einsatz, aber mit Erfolg entwickelt und bereits getestet.

 

Gütertransport durch die Erde

Bereits 2016 berichtete der Spiegel davon, dass der Güterverkehr in der Schweiz in den Untergrund gehen soll. Obwohl es in Deutschland bereits in den 1990ern erste Ideen gab, blüht diese Technik eher in anderen Ländern auf. Der ehemalige bochumer Professor für Leitungsbau Dietrich Stein dachte zu dieser Zeit bereits an einen Gütertransport durch die Kanalisation. Sein Denkansatz war folgender: Wenn man die Menschen durch Leitungen mit Wasser und Strom versorgen kann, wieso dann nicht auch mit größeren Gütern?

Das schweizer Unternehmen Cargo sous Terrain will ähnlich wie Ecoro Paletten einsetzen, mit denen die Güter durch Tunnel geschickt werden. Für kleinere Pakete vom Versandhandel würde es sogar kleinere Tunnel geben. Ähnlich wie früher die Rohrpost in Amtsgebäuden.

In England wird sogar seit 2002 daran gearbeitet. Die Firma Molesolutions, also Maulwurfslösungen, will dafür eine Magnetschwebetechnik einsetzen, berichtet Ingenieur.de. Kostengünstig, schnell und umweltfreundlich. Das sind die Ziele, die sich ebenfalls mit denen von Ecoro decken. Paletten, ohne Fahrer, rund um die Uhr.

Dass der Güterverkehr unbemannt unter die Erde soll, ist also keine neue Idee.

 

Vollautomatisierte Terminals

Der Container Terminal Altenwerder am Hamburger Hafen ist in Sachen Lagerung und Auslieferung bereits automatisiert, berichtet Abendblatt.de. Nachts leuchtet schon gar kein Licht mehr, denn Computer haben keine Augen und finden trotzdem immer den kürzesten Weg.

Diese Computer beladen Transportfahrzeuge und entladen sie wieder. Alles automatisch.

 

Fazit

Alles schon da. Ecoro führt nun alle Bündel in einer neuen digitalen Autobahn zusammen.

Die Fülle der scheinbaren Vorteile ist beeindruckend. Natürlich fragen wir uns: Was wird aus denen, die bisher so zuverlässig die LKWs steuern?

Ganz übernehmen wird die digitale Autobahn vermutlich nicht. Wenn man sie baut, würde sie nur an Hauptverkehrsadern gebaut werden, um den dortigen Verkehr zu entlasten. Es wird immer entlegene Orte geben, die man nur mit dem LKW erreicht.

Vielleicht würde es auch den Alltag vieler LKW-Fahrender entlasten. Mehr Park- und Rastplätze, weniger Stau, weniger Druck. So hätten auch wirklich alle etwas davon.

Was haltet ihr von der digitalen Autobahn? Würde damit etwas verloren gehen?

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