Abfahrtskontrolle und Anzeichen für defekte Stoßdämpfer

Dein Alltag ist hektisch. Sobald du auf der Arbeit bist, musst du eigentlich schon in der Fahrerkabine sitzen. Sicherheit und Kontrolle sind da manchmal nur ein hingeworfenes Wort.

Wir schauen uns in diesem Blogbeitrag die Abfahrtskontrolle an. Nicht komplett. Nur die Punkte, an denen du selber Wartungsarbeiten leisten kannst.

Die Abfahrtskontrolle ist Pflicht. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Machen sie alle und das an jedem Morgen? Oder ist dafür gar keine Zeit? Darüber habe ich mit einem LKW-Fahrer gesprochen.

Zum Schluss schauen wir uns ein Beispiel an: Defekte Stoßdämpfer. Wir werden sehen, welche Anzeichen es gibt. Hier kannst du nichts mehr tun. Dann heißt es: ab in die Werkstatt, um Schlimmeres zu vermeiden.

Viel Spaß mit diesem Beitrag und wir sehen uns bei den einzelnen Streckenabschnitten.

Welche Wartungsarbeiten und Sicherheitschecks machst du?

Du fährst den LKW, nicht dein Speditionsleiter. Bei dir liegt die Verantwortung, dass alles funktioniert. Keiner will einen Unfall, du am allerwenigsten. Also sei aufmerksam für alles im Truck, was sich seltsam anhört, schmierig anfühlt, verbrannt riecht oder porös aussieht.

Die Abfahrtskontrolle kann dir dabei helfen. Sie verrät dir nicht, wie du alles kontrollierst. Das lernst du in der Fahrschule oder durch die Einweisung. Aber wie lange ist das schon her?

Ich habe mich dazu über ein Youtubevideo von einer Fahrschule informiert. Das kann ich sehr empfehlen: https://www.youtube.com/playli… Abfahrtskontrolle

Die Abfahrtskontrolle ist vorgeschrieben von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Für dich bedeutet das, du machst einen Sicherheitscheck rund um den LKW, jedes Mal vor Fahrtantritt.

Durch deinen Fahrtenschreiber lässt du dir das als Arbeitszeit anrechnen. Keine Sorge, dadurch geht nichts von deiner kostbaren Fahrzeit flöten. Die Berufsgenossenschaft bietet dafür eine Checkliste im PDF-Format an. Die hilft dir, dich an alle Punkte zu erinnern. Lkw-Abfahrtskontrolle 2022 – Checkliste für die Prüfung (bussgeldkatalog.org)

Wir werden in diesem Beitrag nicht die gesamte Liste abarbeiten, da viele Punkte schlicht der Bestandsaufnahme dienen oder nicht unmittelbar mit unserem Vorhaben zu tun haben. Wir werden uns nur mit den Punkten beschäftigen, bei denen du auch etwas machen kannst.

Der erste und wichtigste Schritt für dich: Steck deine Fahrtenkarte in den Tachographen und stell sie auf ,Arbeitszeit’. Jetzt kann es losgehen!

Beleuchtung

Dein LKW muss komplett zu sehen sein und auch du musst alles überblicken können. Alle Leuchter, die manuell bedient werden, müssen getestet werden. Am Besten suchst du dir einen Kollegen, der alles in der Fahrerkabine einmal einschaltet. Währenddessen läufst du rum und guckst, ob alles blinkt.

Was du machen kannst, so einfach es klingt: Säubern. Wenn die Blinker verschmutzt oder verstaubt sind, wisch sie ab! Wenn Teile der Ladung davor hängen, lad nochmal um! Du musst jederzeit eine freie Sicht auf deine Blinker garantieren. Wenn sie beschädigt oder so zerkratzt sind, dass das Licht nicht mehr durchdringt, gib Bescheid und lass sie austauschen.

Die Funktion der Reflektoren kannst du nicht testen. Sie reagieren nur, wenn sie angestrahlt werden. Es gilt das Gleiche wie bei Blinkern: Kann man sie gut sehen?

Bei jeder Sicherheit, nicht vergessen, wie sorgfältig unsere Behörden arbeiten: Für jedes fehlende Lämpchen gibt es auch das passende Bußgeld.

Flüssigkeiten

Ob Flüssigkeiten fehlen, siehst du an den Kontrollleuchten auf dem Display in der Fahrerkabine. Da steht, ob Kühlflüssigkeit oder Öl fehlen. Falls der LKW ohne Druckluftbremse fährt, siehst du auch, ob Bremsflüssigkeit fehlt.

Wenn du Kühlflüssigkeit nachfüllst, denk dran zu warten, bis der Motor abgekühlt ist. Denn wenn er noch heiß ist, dehnt sich das Wasser aus und spritzt dir heiß brodelnd entgegen. Kühlflüssigkeit ist eben nichts anderes als destilliertes Wasser mit etwas Frostschutzmittel und wird genauso heiß wie Wasser im Wasserkocher.

Danach öffnest du die Wartungsklappe und schaust, ob etwas tropft, ob sich Kabel gelöst haben oder ob Teile porös sind. Stimmt alles?

Dann kommt das Fitnessprogramm: Tritt ein paar Schritte zurück, runter in die Liegestütze und schau, ob unter dem Wagen eine Pfütze ist. Wenn alles trocken ist, Zähne zusammenbeißen und hochstemmen. Weiter geht’s!

Reifendruck

Ob der Reifendruck stimmt, siehst du an der Lauffläche deines Reifens. Sind die Seiten abgefahren, ist der Druck zu niedrig. Wenn die Mitte abgenutzt ist, ist er zu hoch. Beides ist schlecht.

Zu wenig Reifendruck bedeutet, dass der Rollwiderstand und der Verschleiß höher sind. Der Reifen liegt enger an der Felge, wird so heißer und kann schlimmstenfalls sogar platzen. Hier kann der richtige Reifendruck einen Unfall verhindern.

Wenn der Reifendruck zu hoch ist, besteht keine direkte Unfallgefahr. Aber das ganze Gewicht konzentriert sich auf die mittlere Lauffläche. Sie wird dadurch schneller abgenutzt. Stell dir vor, du würdest immer nur auf Zehenspitzen joggen. Es wäre natürlich viel anstrengender und du würdest kaum deine 10, 8, 6, 2 Kilometer schaffen. Außerdem wäre der teure Laufschuh im Nu hin.

Beim optimalen Reifendruck setzt die ganze Lauffläche gleichmäßig auf. Das Gewicht ist so am besten verteilt und die größtmögliche Bodenhaftung besteht.

Es gibt natürlich auch für jede LKW Marke und alle Reifen Luftdrucktabellen. Ich fand aber keine einheitlichen. Sonst hätte ich sie hier verlinkt. Da musst du selber nachschauen. Welchen LKW fährst du? Mit was für Reifen?

Reifenprofil

Deine Reifen brauchen mindestens eine Tiefe von 1,6 mm. Das ist Pflicht. Egal, ob du Sommer oder Winterreifen drauf hast. Es wird zwar empfohlen bei Winterreifen mindestens ein Profil von 6-8 mm zu haben, Pflicht ist es aber nicht.

Um herauszufinden, ob du neue Reifen brauchst, musst du gar nicht tief in den Geldbeutel greifen. Ein oder Zwei Euro reichen. Wenn du eine der Münzen in die Vertiefung steckst und den Rand nicht mehr siehst, dann hast du noch genug Profil. Der Rand der Münzen ist nämlich jeweils 3 mm breit.

Sicherheitsequipment

Wenn dein LKW doch mal liegen bleibt. Mitten auf der Autobahn. Mitten in der Nacht. Ist dein Sicherheitsequipment dein wertvollster und funkelnster Besitz. Nichts ist wichtiger! Man muss dich sehen am dunklen Fahrbahnrand. Man muss deinen LKW sehen.

Ist das Warndreieck da? Ist die Sicherheitsweste da? Und stimmen überall die Din-Normen? Sie bestimmen, wie viel Fläche auf deiner Weste reflektieren muss, damit dich jeder sieht.

Teste die Warnleuchte! Wenn die Lampe blinkt, wird dich niemand übersehen. Prüfe das Standlicht und das Blinklicht. Ist beides einsetzbar? Es gibt noch eine Funktion, die du testen solltest: die Teststellung. Sie zeigt dir an, ob die Batterie deiner Warnleuchte noch mindestens 6 Stunden hält.

Gibt es in der Praxis genug Zeit für die Abfahrtskontrolle?

Wir haben nur ein paar Teile der Liste abgearbeitet. Trotzdem war es schon zeitaufwendig. Insgesamt gibt es 71 Punkte, die du überprüfen musst. Wie lange dauert der gesamte Check? Hast du dafür überhaupt Zeit? Oder arbeitest du alles nur flüchtig ab?

Es gibt keine vorgeschriebene Zeit für die Abfahrtskontrolle. Du brauchst, solange wie du brauchst. Vielleicht veranlasst das manche Aufseher, dir besonders Dampf zu machen. Auf vielen Seiten finde ich 15 min als Dauer.

Ich verlinke nur eine als Nachweis: Abfahrtskontrolle für Kraftfahrer LKW (lkw-auskunft.com). Ich habe die Abfahrtskontrolle nie gemacht. Ich bin kein Berufskraftfahrer. Aber ich frage mich: Geht das wirklich so schnell?

Interview

Einen LKW-Fahrer habe ich dazu befragt. Der konnte mir ausführlich erzählen, wie’s so in der Praxis läuft. Er arbeitet in einem kleinen Unternehmen, das ihre Produkte selbst ausliefert.

Er erzählte mir, dass er die Abfahrtskontrolle nicht ein einziges Mal gemacht hat. Höchstens Licht und Bremsen wurden beim Anfahren mal durchgecheckt, sonst fielen Mängel erst während der Fahrt auf. Die wurden dann in der eigenen Werkstatt behoben. Teilweise seien dort ganze Motorblöcke umgebaut worden. Dort arbeite man nach dem Motto: Wenn etwas kaputt ist, wird’s repariert, eher nicht.

Obwohl es keine festen Fahrer für die LKWs gibt und sie untereinander getauscht werden, werden sie nicht vor der Abfahrt kontrolliert.

Einmal sei ein LKW mitten auf der Autobahn liegen geblieben. Ein anderer kam, die Fracht wurde umgeladen und der defekte LKW am Rande der Fahrspur selbstständig repariert.

Ist das jetzt ein besonders gutes Beispiel für Eigeninitiative und Selbstständigkeit der Fahrer? Oder ein gutes für die Missachtung der Sicherheitspflichten?

Der Fahrer räumte jedoch ein, dass es in Großspeditionen anders laufe. Wo die LKWs manchmal über Wochen am Stück fahren und über endlos weite Strecken. Da ist ein hohes Maß an Sicherheit geboten und da gehören die Abfahrtskontrollen zum morgendlichen Pflichtprogramm.

 

Wartungsarbeiten und Defekte, die die Werkstatt übernimmt

Defekte Stoßdämpfer

Die Stoßdämpfer federn deinen LKW ab. Wenn sie defekt sind, ist nicht die Feder kaputt. Du schlägst nicht einfach ungefedert auf. Es federt. Aber es federt immer weiter, ohne schwächer zu werden. Denn nicht die Federn sind kaputt, sondern die Schwingungsdämpfer. Also das, was die Feder nach ihrem Einsatz wieder beruhigt. Das geschieht durch Hydraulikflüssigkeit.

Du merkst es an einem seltsamen Fahrverhalten. Das Fahrzeug schwingt nach, wenn du über eine Bodenwelle fährst. Etwa so, als wärst du mit einem Schiff unterwegs. Aber auch andere Symptome treten auf, die erstmal scheinbar nichts damit zu tun haben.

Ist die Straße uneben, hörst du Schlaggeräusche und es knackt. Selbst bei der Lenkung gibt es Schwierigkeiten. Sie ist nicht flüssig und stockt. Der Bremsweg verlängert sich. Es gibt eine schlackernde Lenkung und einen unterbrochenen Bremsweg.

Stell dir vor, du transportierst ein volles Wasserfass auf einem Rollbrett. Wenn du anhältst, schwappt das Wasser einfach weiter und treibt das Rollbrett voran. Nur ist es bei dir kein Wasserfass, sondern die gesamte Karosserie, die hin und her schwappt, da die Federn nicht gedämpft werden. Dadurch werden auch Systeme wie ABS und ESP außer Kraft gesetzt. Du siehst also, ein Defekt kann viel beeinträchtigen und letztlich einen größeren Schaden anrichten.

Ab mit dem LKW in die Werkstatt! Hier hast du alles getan, was du kannst. Sei aufmerksam für die Probleme deines LKWs und kenne die Symptome!

Fazit

Die Abfahrtskontrolle ist ein großer Komfort. Obwohl es Pflicht ist, sie durchzuführen, scheint es keinesfalls selbstverständlich zu sein. Zeitnot und Routine machen ihr oft einen Strich durch die Rechnung.

Stell dir einen Bergsteiger vor. Dessen Leben baumelt an seinem Equipment. Er überlässt die Wartung aller Seile und Karabiner auch nicht einer anderen Person. Er macht alles selbst, und zwar vor jeder Tour.

Auch dein Leben hängt an deinem Equipment. Dein Leben und das anderer Fahrer. Was ist da schon eine viertel Stunde? Oder wie lange die gewissenhafte Abarbeitung auch in der Praxis dauern mag.

Ich empfehle, die Abfahrtskontrolle durchzuführen, auch wenn sie zeitaufwendig und übertrieben sorgfältig erscheinen mag. Vielleicht rennst du nicht sofort zum Arzt, wenn etwas in deinem Körper nicht stimmt. Wenn dein Kniegelenk knirscht oder du deinen Fuß einseitig belastet. Sei aber strenger, wenn es um deinen LKW geht! Wie wir gesehen haben, können winzige Mängel zu schlimmen Unfällen führen.

Das ist mein Fazit. Mich interessiert aber sehr, wie ihr darüber denkt. Wie gewissenhaft seid ihr, wenn es um die Sicherheit eures Fahrzeugs geht? Sind manche Sicherheitsvorkehrungen übertrieben? Habt ihr in eurem Betrieb genug Zeit für die Abfahrtskontrolle? Ist sie wichtig?

Teilt eure wertvollen, praktischen Erfahrungen gerne mit uns.