Wartezeiten an der Laderampe

(Bild: Shutterstock)

Versauern an der Laderampe

Lange Wartezeiten, kein Zugang zu den Sanitäranlagen, keine Informationen und ein respektloser Umgang; noch gibt es keine Gesetze dagegen.

In diesem Blog schauen wir uns die Lage an. Sie ist allen bekannt. Forderungen nach Verbesserungen gibt es viele. Aber tut sich da auch was?

Wir werden sehen, was Spanien bereits an diesen Zuständen geändert hat: Gesetze für mehr Gerechtigkeit.

 

Länger als 3 Stunden warten an der Laderampe

Die Zeit begleitet alle LKW-Fahrer:innen. Sie sitzt mit im Führerhäuschen, tickt unnachgiebig vor sich hin: Warnt vor Lenk- und Ruhezeiten, erinnert an Termine, wartende Kundschaft. Wenn ein Ziel erreicht ist, müsste es schnell weitergehen: Entladen, Luke zu, ab auf die Straße und weiter.

Das ist leider oft nicht möglich. An den Laderampen begegnen die LKW-Fahrer:innen oft viel zu wenigem, überfordertem Personal. Die Flut an LKWs können sie nicht bewältigen: Zu wenig Rampen, zu weite Wege ins Lager, lange Übernahmen und Warenkontrollen.

Die LKWs samt ihrer Fracht müssen daher auf unbestimmte Zeit warten. Oft fehlen dafür Parkplätze und die Möglichkeit, die Toilette zu benutzen.

trans.info.de berichtet über eine Studie der Stiftung Truckers Life von 2021. Darin geben 37% der Fahrer:innen an, manchmal über 3 Stunden warten zu müssen.

Was für eine unglaublich lange Zeit! Wenn man bedenkt, dass die Routen der Fahrer:innen vorgeplant sind und alle weiteren wartenden Kunden vertröstet werden müssen (oft ohne genau sagen zu können, bis wann). Endlos.

Wieso wird dann nicht einfach mehr Rampenpersonal eingestellt?

 

Zu wenig Personal

Die Frage ist natürlich: Haben die Rampenbetreiber:innen einen großen Nachteil dadurch, dass die LKWs sich untätig vor den Toren tummeln?

Vermutlich nicht. Die Ware, die sie bestellt haben, kommt ja an. Sie wartet vor der Türe, fertig zum Abladen. Der, auf den gewartet wird, hat kein Problem. Der Wartende verschwendet seine Zeit.

Mehr Personal einzustellen, hieße, mehr Kosten zu haben. 

Ein sehr treffender Artikel der Dvz.de erkennt in dieser Situation eine Doppelmoral; gemessen wird mit zweierlei Maß: LKW-Fahrer:innen müssen zuverlässig und pünktlich sein und ihre Frachten mit allen nötigen Informationen ausgestattet sein. 

Ganz klar, Standards, auf die die LKW-Fahrer:innen in den wenigsten Fällen hoffen können. Oft müssen sie sogar selbst noch Hand anlegen.

 

Unklare Zuständigkeiten

Seltsam eigentlich: Wir leben in einem Land, wo es für alles Regelungen, Gesetze, Schilder und Steuern gibt. Doch an der Laderampe sind die Zuständigkeiten unklar. Dort schippert man in internationalen Gewässern.

2018 unternahm das BAG (Bundesamt für Güterverkehr) zum Thema “Abläufe an Laderampen verbessern” eine Umfrage mit 778 Berufskraftfahrer:innen und Rampenbetreiber:innen, berichtet psl.verdi.

65% der befragten Fahrer wissen nicht immer, ob sie selbst für das Ausladen vorgesehen sind. 32% des Rampenpersonals wussten das auch nicht. Über Wartezeiten werden nur wenige Fahrer:innen verbindlich informiert. Das bestätigen auch rund 62 Prozent des befragten Rampenpersonals.

Das Bundesamt für Logistik und Mobilität (balm.bund.de) verrät uns, dass es im Güterkraftverkehrsrecht keine Regelung für die Zuständigkeiten gibt, (zumindest keine strickte, die mit einer findigen Nebenklausel nicht umgangen werden könnte. Dort steht: 

“Grundsätzlich hat der Absender nach § 412, Abs. 1, Satz 1 Handelsgesetzbuch (HGB) das Gut beförderungssicher zu laden, zu stauen und zu befestigen sowie zu entladen.”

Aus der Praxis weiß man natürlich, dass die Ladungssicherheit den Fahrer:innen obliegt. Klingt aber schonmal ganz gut, käme nicht der nächste Satz hinzu: 

“Vertragliche Regelungen, Abreden, Handelsbräuche oder regionale Verkehrssitten können ggf. dazu führen, dass die Be- oder Entladung entgegen dem gesetzlichen Regelfall vom Frachtführer (bzw. dessen Fahrer) übernommen werden soll.”

Im Klartext heißt das: Die erste Regel hat keinen Wert. Denn selten haben die Fahrer:innen Kenntnis von den vertraglichen Rahmenbedingungen ihrer Fracht. Am Ende liegt die Entscheidung, wer entlädt, meistens beim Rampenpersonal (59% laut BAG-Umfrage). Und wieso sollte es auf ein wenig Hilfe verzichten, wenn helfende Hände fehlen?

Die dvz.de weist im Artikel jedoch darauf hin, dass wir einen gravierenden Mangel an LKW-Fahrer:innen haben, weshalb es bedenklich sei, die kostbare Arbeitskraft einerseits sinnlos warten zu lassen oder aber für andere Arbeiten einzuspannen.

Warten ist das eine. Unerträglich wird die Wartezeit, wenn die Blase voll und die Toilette verrammelt ist.

 

Keine Möglichkeit zum Austreten

Die berufskraftfahrer-zeitung.de berichtet, dass den LKW-Fahrer:innen der Zugang zu Aufenthaltsräumen und Sanitäranlagen verwehrt ist. Kein Stuhl, kein Kaffee, kein Händewaschen, keine Toilette.

Selbst wenn sich die Wartezeiten dehnen, erweicht niemand, berichtet bgl-ev.de. Keine Infos, keine Erleichterung, kein Respekt.

Bisher gibt es kein Gesetz, dass die Nutzung der Sanitär- und Sozialräume verbindlich regelt. Die Fahrer:innen haben kein offizielles Recht darauf.

 

Große Ffff…orderungen und nichts dahinter

Klar ist: Fahrer:innen und Rampenpersonal wollen nicht dasselbe. Die einen wollen schnell abladen und die anderen nicht im Chaos versinken. Es gibt einen Interessenkonflikt, daher muss es klare Zugehörigkeiten geben, fordert psl.verdi.

Es müsse klar sein, wer was tut. Wer was entlädt und wer daneben stehen und Däumchen drehen kann. Das bedeute auch, Informationen zu erhalten über die mögliche Länge der Wartezeit.

Der BGL fordert, dass das Be- und Entladen durch die Fahrer:innen komplett verboten wird und Sanitär- und Sozialräume offenstehen, berichtet DVZ.

Alles schöne Ideen. Trotzdem passiert zu wenig. Und obwohl die Probleme bereits jahrelang bekannt sind, hat sich bisher wenig getan: Es bleibt bei Forderungen.

Wir werden sehen, wie Spanien diesem Stillstand auf die Sprünge hilft.

 

Spanische Lösung

Seit 2022 befreit in Spanien ein Gesetz die LKW-Fahrer:innen vom Be- und Entladen. Sie dürfen nicht mehr Hand anlegen. Wer das missachtet, darf 4000-6000€ Strafe zahlen, berichtet verdi.de.

Auch die Wartezeiten hat das Land nicht außer Acht gelassen: Wer die LKW-Fahrer:innen mehr als eine Stunde warten lässt, muss für jede weitere Stunde Schadensersatz zahlen, berichtet trans.info.de. Die Kosten pro überschrittener Stunde liegen bei 38,60€. 

Klingt erstmal hart. Aber natürlich entsteht ein Schaden. Solange die Fahrer:innen festsitzen, kann nicht geliefert werden.

 

Fazit

Was da verlangt wird, ist nichts Besonderes, nichts Extravagantes oder Luxuriöses. Was die LKW-Fahrer:innen sich erhoffen und was ihnen das Arbeitsleben enorm erleichtern würde, sind so grundlegende Forderungen, dass es ein Wunder ist, dass sie überhaupt gestellt werden müssen: Informationen über die Wartedauer, respektvoller Umgang und Zugang zu Sanitäranlagen.

Es ist schade, dass man für Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, Regeln und Gesetze braucht.

Doch vielleicht ist das der einzige Weg.

Was sind eure längsten Wartezeiten? Teilt sie gerne mit uns in den Kommentaren!

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