Der Suezkanal: Bedeutung für die Weltwirtschaft

(Bild: Shutterstock)

Wenn sich die wichtigste Verkehrsader aufstaut

Wie wichtig der Suezkanal ist, merkt man erst, wenn er verstopft ist. In diesem Blog schauen wir uns seine Bedeutung und Geschichte an.

Von einem irrwitzigen Traum wurde er zu einer unverzichtbaren Realität. So real, dass zuletzt zwei Schiffe in seinen Gewässern havarierten.

Für welche Länder spielt der Kanal eine besondere Rolle und wie teuer ist eigentlich eine Durchfahrt?

 

Eine schmale Fahrspur von großer Bedeutung

Zwei Unfälle im Suezkanal (2021 und 2023)  haben gezeigt, wie unsicher diese Wasserstraße in Ägypten sein kann. Sie ist so schmal, dass in solchen Fällen, bzw. Unfällen, alles stillsteht. 15 % des Welthandels fließen hindurch. Daher liegt ein großes Augenmerk auf dieser engen Passage.

Im Südteil des Kanals zieht er sich auf 280 Meter zusammen. Die Wasseroberfläche liegt an manchen Stellen nur 24 Meter über dem Grund. Wenn man bedenkt, dass die geläufigen Riesencontainerschiffe gute 60 Meter breit sind und einen Tiefgang von  12-17 Metern haben, bleibt von der Fahrrinne gar nicht mehr so viel übrig.

Bevor der Kanal für so viel Aufmerksamkeit sorgte, war er eine größenwahnsinnige Idee, dessen Umsetzung lange Zeit unter dem Wüstensand verschüttet war.

 

Eine flotte Fahrt durch die Geschichte

Vor etwa 3500 Jahren wurde die erste Schaufel für diesen Traum geschwungen, verrät nzz.ch. Ein erster Teil wurde fertig. Allerdings ebnete der Wüstensand ihn immer wieder ein. So schnell konnte niemand buddeln, wie die Sandwände in sich zusammen sackten.

Noch im 18. Jahrhundert waren Gelehrte überzeugt, der Kanal könne gar nicht gebaut werden, da die beiden Meere, die er verbinden würde, eine unterschiedlichen Wasserspiegel haben (das rote Meer liegt 9 Meter höher als das Mittelmeer).

Bis dahin lief der Handel zwischen Europa und Asien immer noch einen riesen Umweg vorbei an Afrika (6500 km länger) und durch den beschwerlichen Landweg über die Seidenstraße voller Wüstensand und Diebe (darüber haben wir bereits in einem Blog geschrieben: Die alte Seidenstraße).

Erst 1859 begannen die Bauarbeiten durch den französischen Diplomaten und Ingenieur Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps. Ägypten unterstützte dieses Vorhaben mit hohen Geldsummen.

10 Jahre später war er fertig. Der Bau kostete vielen zwangsverpflichteten Arbeitern das Leben und brachte Ägypten erstmal einen Haufen Schulden.

Es dauerte viele Jahre, bis der Kanal endlich Gewinne erwirtschaften konnte. Gut für den ägyptischen Staatshaushalt! Seine Bedeutung wuchs allmählich. In beiden Weltkriegen wurde dessen Strom hart umkämpft. Jeder wollte dieses strategisch wichtigen Punktes habhaft werden.

Generell wurden aus mehreren Ländern Machtansprüche laut. Über das ganze 20. Jahrhundert hin gab es immer wieder Kriegshandlungen am Suezkanal. Schiffe wurden versenkt, der Kanal geschlossen und Geisel genommen. 1956 allein wurden dort 40 Schiffe auf den Grund geschickt.

1967 setzte der Sechstagekrieg 14 Schiffe auf dem Kanal fest. 8 Jahre lang mussten die Crews auf ihren Frachtern ausharren.

Man würde nicht glauben, wie viele Gräber in dieser schmalen Rinne liegen.

Inzwischen ist der Besitz geklärt: Ägypten verwaltet die Kanalanlagen durch die SCA (Suez Canal Authority). Mit der zunehmenden Globalisierung, der Bedeutung des Rohöls und der Erfindung des Schiffscontainers stieg die Bedeutung des Suezkanals dann auch für die Weltwirtschaft. Heutzutage sind viele Länder abhängig von ihm. Viele zittern, wenn sich wieder ein Schiff festsetzt und der Ausgang ungewiss bleibt.

 

Ein Schiff sinkt

Am 5. August dieses Jahres sank ein Schiff auf dem Suezkanal, nachdem es mit einem Tanker zusammenkrachte. Tragischerweise kam dabei eine Person ums Leben. Der Rest der Besatzung wurde aus dem Wasser gefischt. Der Tanker war beladen mit 52.000 Tonnen Flüssiggas, erfahren wir auf marinelink.com.

Knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Die Meldungen hierzu fielen knapp aus. Nur kurze Zeit, nachdem sich die Wellen über dem Wrack beruhigt hatten, konnte der Verkehr wieder aufgenommen werden.

Keine Folgen, kein Echo.

 

Ein Schiff verstopft den Suezkanal

Und was für ein Schiff! Eines der größten der Welt: Die Ever Given. Ein behäbiges Ozeanmonstrum: 400 Meter lang, 224.000 Tonnen schwer mit Platz für 20.000 Container.

Am 23. März 2021 verkeilt sich der Frachter für eine Woche im Kanal. Eine Zeit, die die Nerven beteiligter Personen überdehnt.

Gefährliche Passage: Der Kanal ist stellenweise so eng und schwer zu manövrieren, dass Lotsen zusteigen müssen, um den Kapitänen bei ihren Steuermanövern zur Seite stehen. Am Südlichen Teil des Kanals ist die Fahrrinne so schmal, dass sie nur einspurig befahren werden kann. Die Schiffe fahren dann im Konvoi hintereinander. Riesenschiffe müssen genau in der Mitte der Fahrrinne bleiben. Genau das hat die Ever Given nicht geschafft.

Was geschah? Ein starker Wind trat auf und drückte die Ever Given aus der Mittelspur der Fahrrinne. Das wohnblockhohe Schiff war den Naturkräften voll ausgesetzt. Letztlich drückte der Wind den Bug des Schiffs ins Ostufer. Die Strömung und der Wind taten ihren Teil dazu, dass das Schiff sich quer über den Kanal legte. Falle zugeschnappt! Kein Durchkommen mehr!

Das Ende der Ever Given: Die Ever Given wurde erstmal von ägyptischen Behörden beschlagnahmt. Da es einen enormen Schaden angerichtet hatte, musste zuerst geklärt werden, wer für diesen Schaden aufkommen würde. Die Anklagepunkte: Kanalwände beschädigt, Verkehr lahm gelegt und Einnahmen vereitelt. Letztlich mussten 30.000 Kubikmeter Erde weggebaggert werden, erfahren wir auf wiwo.de.

Nachdem die fälligen Kosten überschlagen, entgangene Gewinne und Imageschäden in Dollar umgerechnet wurden, bekam der Schiffseigner eine Rechnung von 916 Millionen Dollar. Nach einigem Hin und Her einigte man sich jedoch auf 150 Millionen. Kleinigkeit! Zahlt trotzdem keine Unfallversicherung.

Die Ever Given ist berühmt. Allerdings nicht aufgrund seiner imposanten Größe.

Ein solcher Stillstand zeigt uns, wie wichtig der Kanal ist.

 

Bedeutung des Suezkanals

Ganz schön was los in der Rinne! 50 Frachtschiffe werden jeden Tag hindurchgelotst. Etwa 19.000 Schiffe jedes Jahr.

Europa lässt inzwischen viel in Asien produzieren. “Made in China” unter Gläsern, Fernbedienungen oder Spielzeugen ist uns ein vertrauter Anblick. Ein Großteil dieser produzierten Waren findet seinen Weg durch den Suezkanal. Da die meisten Warenhäuser auf eine Just-in-time-Logistik bauen, muss dieser Warenfluss stetig fließen.

Auch für Ägypten hat der Kanal eine große Bedeutung. Er ist jetzt eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes: 2020 einen Umsatz von 5,61 Milliarden Dollar, erfahren wir auf wiwo.de. Immerhin kostet die Durchfahrt nur eines einzelnen Schiffes 250.000€.

Es gibt nicht wirklich eine Alternative. Bei einem Umweg um Afrika spart man sich zwar die Durchfahrtsgebühren, doch man ist auch etwa 6-10 Tage länger unterwegs.

 

Fazit

Es ist erstaunlich, wie viele Waren auf dieser kleinen Passage zusammenfließen und gebündelt werden, ehe sie sich in der ganzen Welt verteilen.

Klar, dass die Staunachrichten dieser Wasserstraße um die Welt gehen.

Es könnte allerdings sein, dass bald eine wiedererweckte Landstraße dem Suezkanal Konkurrenz macht: Die neue Seidenstraße. Um dieses Megaprojekt aus China geht es im nächsten Blog.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert