Assistenzsysteme für LKWs

(Bild:Shutterstock)

Hilfe oder Ablenkung?

In diesem Blog schauen wir uns Assistenzsysteme für LKWs an. Es sind schon viele und sollen in den kommenden Jahren noch mehr werden.

“Mehr Technik gleich mehr Sicherheit” lautet das Credo. Doch geht das auf? Oder sorgt die Technik am Ende für mehr Ablenkung?

 

Gesucht: Assistent im Führerhäuschen

Die Straßen werden wilder und unüberschaubarer: Fahrräder, Fußgänger, Kinder, Autos, Scooter, Skateboards. Jeder beharrt auf seinem Recht: schneidet, drängelt oder quetscht sich vorbei. 

Nicht nur der Verkehrsfluss wird immer reißender. Auch der Druck für die Fahrer:innen steigt: Weniger Personal, mehr Fahrten und Aufträge und wenig Zeit. Schneller, schneller schneller!

Da könnte die Technik helfen. Denn wenn das Equipment schon einen Großteil der Umgebung sorgsam abscannt, können die Fahrer:innen ihre Konzentration vielleicht für andere Aufgaben einsparen.

Gefährliche Situationen könnten früher erkannt werden und den Fahrer:innen die wichtigen Informationen liefern, um diese zu vermeiden.

Das zumindest ist die Hoffnung: Mehr Technik, weniger Tote. Mehr Assistenz, mehr Konzentration.

In welchen Situationen geschehen die häufigsten Unfälle?

 

Die häufigsten LKW-Unfälle

Am häufigsten kracht es bei LKWs, wenn sie über dem Tempolimit fahren oder wenn nicht genug Platz zum vorderen Fahrzeug bleibt, erfahren wir auf stuttgarter-nachrichten.de.

Innerorts oder in Industriegebieten kommen noch andere Ursachen hinzu: Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren oder Anfahren, erfahren wir auf risiko-check.info.

Genau auf diese Fälle reagieren die Assistenzsysteme, die für die kommenden Jahre angedacht sind.

Allerdings gibt es noch eine weitere Unfallquelle, die mit der Technik bisher noch nicht abgedeckt werden kann: Die Ablenkung durch das Handy. Telefonieren und Nachrichten-Schreiben stehlen wichtige Sekunden, die dann bei der Reaktionszeit fehlen.

 

Welche Assistenzsysteme kommen bald?

Auf trans.info erfahren wir, welche Assistenzsysteme in den kommenden Jahren zur Pflicht werden:

Die automatische Notbremsanzeige: Die Warnblinkanlage wird automatisch eingeschaltet. Das ist super! Das nimmt den Fahrer:innen eine Aufgabe ab, über die nicht weiter nachgedacht werden muss.

Objekterkennung beim Rückwärtsfahren: Also eine Rückfahrkamera, wie sie die meisten Autos heutzutage sowieso schon haben. Gerade bei einem LKW macht das Sinn, wo man einen Großteil einfach nicht überblicken kann.

Totwinkel-Assistent: Die toten Winkel des Fahrzeugs werden mit Kameras oder Sensoren ausgestattet, die wahrnehmen, wenn sich etwas in diesen Winkeln verbirgt.

Automatisches Reifendruckkontrollsystem: So wie man jetzt die Höhe des Tanks oder die Ölanzeige angezeigt bekommt, wird dann die Information über den Reifendruck aller Reifen übermittelt. Super! Dann muss man nicht mehr umständlich nachprüfen.

Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Tja, was steckt dahinter? Eine automatische Drossel. Sie soll verhindern, dass der LKW schneller fährt als er soll.

Alkohol-Wegfahrsperre: Groß diskutiertes Thema! In Skandinavien und den USA schon Praxis. Ein Atemalkoholtest, den man machen muss, bevor das Fahrzeug startet. Entdeckt es Alkohol im Atem, springt das Fahrzeug nicht mehr an.

Warnsystem bei Müdigkeitserkennung: Das Lenkverhalten der Fahrer:innen wird analysiert. Dafür benutzt das System den Spurwechselassistent. Wenn Seltsamkeiten im Fahrverhalten festgestellt werden, warnt das Programm: Auffahren auf den Seitenstreifen oder ruckartige Lenkbewegungen.

Es gibt sogar Varianten, bei denen Kameras direkt auf das Gesicht gerichtet sind. Sie suchen es nach Anzeichen für Müdigkeit ab, erfahren wir auf meinauto.de: Gähnen, häufiges Zwinkern; alles ist verräterisch.

Unfalldatenschreiber: Das kennt man bereits als Black-Box aus Flugzeugen. Dieses Gerät zeichnet einen Unfall auf, damit er rekonstruiert werden kann.

Während es sich bei den ersten Systemen noch um Assistenzsysteme handelt, sind die letzten eher Kontrollsysteme. Sie assistieren nur insofern, dass sie die Fahrer:innen vor ihren eigenen Fehlern schützen sollen.

Doch nicht immer sichern Assistenzsysteme das Fahrverhalten der Menschen ab, manchmal verunsichern sie diese sogar.

Dabei ist es eigentlich nur gut gemeint…

 

Unfallfrei und weniger Stress

Ziel ist es, die Unfallzahlen drastisch herabzusenken, um Material zu sparen, Zeit und vor allem Menschenleben. Der Gipfel wäre es natürlich, jeder menschlichen Schwäche vorzugreifen: Nie wieder Unfälle!

Ganz ist das nicht zu schaffen, darin ist man sich einig. Der Mensch ist zu komplex, als dass man all sein Fehlverhalten durch Maschinen auffangen könnte, erfahren wir auf spiegel.de.

Aber das soll auch gar nicht sein. Bevormundet soll er nicht werden. Die letzte Entscheidungsgewalt über das Fahrzeug bleibt den Fahrer:innen erstmal überlassen.

Die Technik, so das Ziel, soll die Fahrer:innen einerseits unterstützen und andererseits entlasten. Sie soll im Hintergrund bleiben und in brenzligen Fällen hilfreiche Tipps geben. Ähnlich wie ein Beifahrer, der im Notfall ein zusätzliches Paar Augen zur Verfügung stellt.

Die einen mag das tatsächlich unterstützen, jedoch längst nicht alle.

 

Assistenzsystem piept, dröhnt und nervt

Damit Assistenzsysteme funktionieren, müssen sie auch verstanden werden. Sonst nützen sie niemandem.

Assistenzsysteme sind aber nicht immer selbsterklärend und intuitiv verständlich. Außerdem unterscheiden sie sich je nach Hersteller: Da gibt es keine Norm. Da kann es manchmal hilfreicher sein, sie einfach auszuschalten. Ruhe!

Das kommt tatsächlich vor, erfahren wir auf zf.com: Das Assistenzsystem blinkt und warnt und die Fahrer:innen können so schnell nicht die Ursache ermitteln. Es wird ausgeschaltet. Es hilft nicht, sondern lenkt ab.

Die meisten LKW-Fahrer:innen sind nicht hinreichend geschult worden an den Systemen und können sie nicht in vollem Umfang bedienen, erfahren wir auf kfz-betrieb.vogel.de. Gerade bei großen Speditionsunternehmen mit LKW-Flotten, wo die Fahrer:innen häufiger die Fahrzeuge wechseln, ist das der Fall.

In einer Umfrage, die von Dekra, in Auftrag gegeben wurde (Oktober 2022, 1500 Teilnehmer:innen) kam es zu folgenden Ergebnissen, erfahren wir auf dekra.de:

Es zeigte sich, dass sich einige durch die Bedienung der Assistenzsysteme in gefährliche Situationen manövriert hatten. Der Mehrheit wurden bereits Warnmeldungen angezeigt, die sie noch nicht kannten oder verstanden.

Auch wenn es sich bei den Befragten nicht ausschließlich um Berufsfahrer:innen handelte, zeigt sich doch das Problem: Die Fahrzeuge können noch so aufgerüstet sein. Am Ende sitzt ein Mensch hinterm Steuer.

 

Fazit

Für ein intuitives Verständnis der Technik braucht man Zeit. Doch der aktuelle Fortschritt geschieht so schnell, dass er den Beteiligten wenig Zeit gibt, sich darauf einzustellen.

Bei der blitzschnellen Aufrüstung darf man natürlich nicht vergessen, dass Menschen Zeit brauchen, die Systeme so intuitiv zu beherrschen  wie Gaspedal und Bremse. Nur so können sie als Assistenten wahrgenommen werden und nicht als Störfaktor.

Allerdings, wer hat so viel Geduld, den Fahrer:innen diese Zeit zu gönnen?

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert