Rentner:innen dürfen weiter LKW fahren

(Bild: Sebastian Nagel)

Umweg Richtung Rente

In diesem Blog geht es darum, dass LKW-Fahrende ihre Rente aufschieben und sich nochmal hinters Steuer setzen.

Seit 2014 ermöglicht es die Gesetzeslage, während der Rente seinen bisherigen Beruf als LKW-Fahrer weiterhin ausüben zu können.

Die Rentner:innen können so ihre Rente aufstocken und der Gütertransport behält seine Fahrer:innen.

Wir schauen uns an, ob das ein gutes Geschäft ist.

 

Die Lage

Der Beruf des LKW-Fahrers ist anstrengend, keine Frage. Viel Konzentration, Durchhalten, Ertragen und Schleppen. Mit 67 Jahren sollte da eigentlich ein bequemer Platz im Liegestuhl warten. 

Die Rente, der Lebensabend, ist erstmal eine schöne Zeit. Wie ein Fahrer im Interview mit Eurotransport.de sagt, bekomme man Geld, ohne einen Finger krümmen zu müssen. Es ist eine verdiente Zeit nach einem arbeitsreichen Leben.

Doch manch einer oder eine ist gezwungen, seinen/ ihren Lebensabend hinauszuzögern und den letzten Feierabend auf die lange Bank zu schieben. So als würde man Richtung Osten fahren, entgegengesetzt der Zeit, entgegengesetzt des Feierabends. Dafür gibt es einige Gründe von verschiedenen Parteien.

Seit 2014 kann man weiterarbeiten, obwohl man das Rentenalter (67 Jahre) erreicht hat, berichtet die DVZ. Davor war das alles schwieriger. Die bürokratischen Hürden und Zwänge wurden gelockert. “Wer noch fit ist und weiterarbeiten möchte, soll das auch tun dürfen” , wurde Andrea Nahles in diesem Artikel zitiert. Aktuell ist sogar im Gespräch, das Renteneintrittsalter auf 70 hochzuschrauben.

Aus einem scheinbar gönnerhaften Angebot der Regierung werden aber ganz nebenbei zwei Probleme angegangen: Der Fahrermangel im Gütertransport und die zu geringen Rentengelder der LKW-Fahrer:innen.

 

Kann man den Fahrermangel so aufheben?

Laut destatis.de gibt es zwei Probleme: Zu wenig Fahrer und zu wenig Nachwuchs.

Zu wenig Fahrer: 2021 gab es in Deutschland rund 480.000 LKW-Fahrer:innen. 35% davon waren 55 Jahre oder älter und werden daher in absehbarer Zeit das Renteneintrittsalter erreichen. Doch selbst wenn diese noch im Beruf gehalten werden, gibt es immer noch zu wenig Fahrer:innen, erfahren wir auf Tagesschau.de. Denn es fehlen zur Zeit in Deutschland etwa 100.000.

Zu wenig Nachwuchs: Dieses Problem wird nur hinausgezögert, denn es kommen nur wenige Nachwuchsfahrer:innen hinterher.

Sicher, es wird einiges unternommen, den Beruf des LKW-Fahrers attraktiver zu machen. Einige Probleme werden angegangen: Rastplätze ausgebaut, gesichert vor Frachtdieben, LKWs mit Assistenzsystemen bestückt. Es gibt Werbekampagnen für die Logistik und allerlei. An das Hauptproblem wagen sich jedoch die wenigsten: Das Verdienst bleibt bei vielen zu gering und oft springt keine verdiente, zufriedenstellende Rente dabei heraus.

Das schreckt natürlich ab.

 

Bedingungen für die Arbeit nach der Rente

Wenn man am Freitag in die Rente geht, soll man am Montag schon wieder weitermachen, nur diesmal als Rentner. Das ist das Grundprinzip der Bedingungen. Alles bleibt, wie es war.

Um weiterarbeiten zu können, muss ein Arbeitsverhältnis bereits bestehen und in diesem weitergearbeitet werden. Man bleibt beim selben Unternehmen bei gleichbleibender Arbeitszeit und gleichbleibendem Bruttolohn, berichtet die DVZ.

Was sich ändert, sind die Sozialabgaben: Denn der Arbeitnehmeranteil der Rentenversicherung (9,45%) und die Arbeitslosenversicherung (1,5%) fallen weg.

Außerdem müssen sich beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, darauf einigen und vertraglich festhalten, bevor der Arbeitnehmer in Rente gehen würde. Es muss also vorher bereits alles feststehen.

Der Übergang muss nahtlos geschehen. Es darf keine Zeit zwischen regulärer Arbeit und Beschäftigung als Rentner geben. Kein Atemholen, keine Verschnaufpause. Weiter, weiter.

Positiv daran ist natürlich, dass die LKW-Fahrer:innen in ihrem gewohnten Beruf weiterarbeiten können. Darin haben sie eine Ausbildung und Berufserfahrung und werden entsprechend bezahlt. In anderen Branchen ist man gezwungen, Aushilfsjobs anzunehmen, wenn die Rente nicht ausreicht.

Von Weiterarbeiten-Wollen und In-Rente-Gehen-Können kann nicht immer die Rede sein. Wir schauen, ob LKW-Fahrer:innen das Hinauszögern der Rentenzeit als Möglichkeit und Freiheit erleben. Diese Worte werden jedenfalls von Politiker und staatlichen Organen in diesem Zusammenhang gebraucht.

 

Reicht die Rente aus?

Wie viel Rente man bekommt, hängt von einigen Faktoren ab. Wichtig ist, wie viel man in die Rentenkasse einzahlt. Um jedoch genug herauszubekommen, müsste man etwa 4000€ verdienen. Das gilt als Durchschnittsgehalt.

Eurotransport.de stellt fest, dass ein solches Gehalt nicht dem Durchschnitt von LKW-Fahrer:innen entspricht. Auch das Statistische Bundesamt (destatis.de) bestätigt, dass das Verdienst gering ausfalle. Das Durchschnittsverdienst für Fachkräfte im Bereich Gütertransport liege bei 2.725€ brutto im Monat. 

In der Regel bekomme man daher nicht mehr raus als 1000€ Rente im Monat. Was natürlich viel zu wenig ist. Es reicht weder aus, an seinem bis dahin gewohnten Lebensstandard festzuhalten, noch um an irgendetwas festzuhalten: Für das Leben reicht es kaum.

 

Irgendwann ist wirklich Schluss

Natürlich ist irgendwann wirklich Schluss. Ewig kann niemand arbeiten. Vor allem nicht in einem Beruf, wo Kraft, Ausdauer und Konzentration gefragt sind.

Laut deutsche-verkehrswacht.de wird es ab dem 75 Lebensjahr statistisch gesehen heikel. Ab diesem Alter steigen die Unfälle. Die hauptsächlich dadurch verursacht werden, weil den Fahrer:innen etwas entgangen ist oder die Reaktion nicht mehr ausgereicht hat.

Bei LKW-Fahrer:innen muss man das natürlich relativieren, da es sich um Profis mit langjähriger Erfahrung handelt. Außerdem, so räumt die Seite ein, sage allein das Alter erstmal wenig über die Verkehrstauglichkeit des einzelnen aus. Die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und eben die Fahrfähigkeit sind entscheidend.

Dennoch lassen gewisse körperliche Fähigkeiten, allen voran die Sinne, mit den Jahren nach. Man sieht und hört nicht mehr so gut. Es fällt einem schwerer, Wahrgenommenes zu verarbeiten und gleich zu reagieren.

Kurz gesagt: Wir werden langsamer.

Konkret sehe man das daran, dass die Zahl der Beinahe- und Bagatellunfälle steige. Verkehrszeichen und Ampeln entgegen der Wahrnehmung. Andere Verkehrsteilnehmer werden erst spät bemerkt und tauchen aus dem Nichts auf.

 

Fazit

Die Probleme, welche die Logistik mit ihrem Nachwuchs hat, lassen sich kaum damit lösen, krampfhaft an den Fahrern festzuhalten, die ihren Feierabend verdient haben.

Das eigentliche Problem bleibt dabei auf der Strecke: Die Rente ist viel zu gering.

Dennoch, die Situation ist, wie sie ist. Und gerade ist es noch eine gute Möglichkeit, die knappe Rente aufzubessern.

Was meint ihr? Wird man da um eine verdiente Zeit gebracht? Oder ist das vielmehr eine Möglichkeit?

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert