Leere Supermarktregale in Großbritannien

(Bild: Sebastian Nagel)

Die Lebensmittellieferungen bleiben aus

In diesem Blog werfen wir einen Blick nach Großbritannien. Dort sind LKW-Fahrer:innen Mangelware, deshalb bleiben die Supermarktregale jetzt leer.

Wir schauen uns an, was da für Ursachen zusammentreffen. Natürlich hat der Brexit seinen großen Anteil an der Misere. Doch es gibt auch Parallelen zum europäischen Markt.

Könnte unserer Versorgung ein ähnliches Schicksal blühen?

 

Nicht nur leere Supermarktregale

Seit Jahren warnen die Nachrichten vor einem Versorgungskollaps, der ansteht, wenn wir nicht genug LKW-Fahrer:innen haben. Die Bilder, die uns dabei gemalt wurden, waren allerdings kaum vorstellbar.

Leere Supermarktregale! Das kennen wir nur zu einem sehr geringen Maß durch die Corona-Pandemie. In Großbritannien ist das allerdings Realität geworden. Dort bekommen wir einen ersten Geschmack davon, was es heißt, kein Essen kaufen zu können.

Es fing mit einzelnen Ausfällen an. Es war noch nicht so besorgniserregend, weil man noch auf andere Produkte ausweichen konnte. Zum Beispiel konnten in manchen McDonald's-Filialen keine Getränke mehr abgezapft werden, da die Becher fehlten.

Die Mangelwirtschaft griff weiter um sich. Bald fehlten Produkte, zu denen es keine Alternativen gab. Dinge wie Toilettenpapier. Aus Sorge gingen die Menschen dort zu Hamsterkäufen über, was die Lage natürlich verschlimmerte, berichtet Blickpunkt-lkw-bus.com.

Es geht so weit, dass die Mengen, die man noch einkaufen darf, rationiert werden, berichtet Agrarheute. So konnte man von manchen Obst- und Gemüsesorten nur 2 Stück kaufen.

Die Regale bleiben leer und die Landwirtschaftsbetriebe bleiben auf ihren Erzeugnissen sitzen, berichtet Agrarheute in einem weiteren Artikel. Doch nicht nur das. Die Lieferengpässe erreichen auch die dunkelsten Ecken: Kläranlagen fehlt es an wichtigen Chemikalien zur Reinigung.

An den Tankstellen stehen Autoschlangen, die sich noch etwas von dem lebenswichtigen Kraftstoff abfüllen wollen. Da es zu wenig LKW-Fahrer:innen gibt, können auch die Tankstellen nicht mehr regelmäßig mit Kraftstoffen versorgt werden. Einige Tankstellen wurden bereits geschlossen.

Man kann sich gut vorstellen, dass leere Autotanks weitere Probleme mit sich ziehen.

Das ist die besorgniserregende Lage in Großbritannien. Wir schauen uns eine der Hauptursachen an.

 

In Großbritannien fehlen LKW-Fahrer:innen

Merkur.de berichtet, dass etwa 100.000 LKW-Fahrer:innen in Großbritannien fehlen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Nach dem Brexit das Land verlassen: Für viele ausländische Fahrer:innen war es nicht mehr sinnvoll oder lukrativ, in Großbritannien zu fahren. Wegen des komplizierten und teuren Visa-Verfahrens.

Fahrer:innen gehen in Rente: Viele LKW-Fahrer:innen gehen in Rente. Denn ähnlich wie bei uns ist ein Großteil der LKW-Fahrer:innen bereits über 50 Jahre alt.

Es gibt wenig Nachwuchs: Die Anreize, diesen Beruf zu ergreifen, erscheinen auch dort vielen zu gering.

Fahrprüfungen sind ausgefallen: Außerdem sind viele Fahrprüfungen durch die Pandemie ausgefallen. Das lähmt den Nachwuchs. Die Ausfälle betrafen etwa 30.000 Führerscheinanwärter:innen, berichtet Blickpunkt-lkw-bus.com.

Auch wenn viele LKW-Fahrer:innen fehlen, Supermärkte und Tankstellen nicht beliefert werden und Lebensmittelerzeuger:innen auf ihren Waren sitzen bleiben, gibt es noch andere Gründe, die die Versorgungsknappheit in Großbritannien ausgelöst haben.

 

Magere Ernten überall

Die Produktion von Salat, Gurken und Tomaten ist in Großbritannien auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Einerseits sind dafür Missernten verantwortlich. Frostschäden machten Feldfrüchte wie Karotten, Pastinaken und Blumenkohl ungenießbar, berichtet Agrarheute. Andererseits aber auch Energiesparmaßnahmen. Denn wegen der gestiegenen Heizkosten drosselten viele Gewächshäuser und Hühnerhalter ihre Produktion.

Auch auf den Feldern außerhalb Großbritanniens, wo sonst Salate und Gemüsesorten importiert werden, gab es Probleme. Spanien, Marokko, Tunesien und Ägypten hatten erhebliche Ernteausfälle. Man befürchtet, dass diese Lieferengpässe auch noch einige Wochen andauern werden.

Es fallen da also einige Sachen zusammen: Der Brexit, der Komplikationen mit der Einreise, Arbeit und Import bedeutet; Ernterückgänge durch Sparmaßnahmen und Ausfälle durch das Klima.

Kann das auch bei uns geschehen?

 

Parallelen und Unterschiede zu Europa

Einen Fahrermangel gibt es in ganz Europa, berichtet Verkehrsrundschau.de. 2022 waren 11% der Stellen unbesetzt. Und die Lage wird sich auch bei uns nicht beruhigen, ohne dass man etwas dagegen unternimmt.

Zu viele gehen in Rente: Denn auch in vielen Ländern Europas geht ein Drittel der LKW-Fahrer:innen in den nächsten drei Jahren in Rente. Daher, fürchtet die Verkehrsrundschau, könnten sich die unbesetzten Stellen in den nächsten Jahren verdoppeln.

Auch in Deutschland sind 300.000 unbesetzte Stellen zu erwarten. Auch wenn versucht wird, die Fahrer:innen daran zu hindern, pünktlich in die Rente zu entkommen. Darüber haben wir bereits in einem anderen Beitrag geschrieben: Rentner:innen dürfen weiter LKW fahren.

Zu wenig Nachwuchs: Weltweit gehen die Zahlen zurück, der Personen, die noch LKW fahren möchten.

Die meisten Zeitungen sind sich einig, dass wir auf eine ähnliche Situation zusteuern könnten. Großbritannien liefert uns ein erstes Bild davon, was bei uns in ein paar Jahren zutreffen könnte.

Bis auf die Tatsache, dass Deutschland keine Insel ist, sondern das genaue Gegenteil: ein Transitland, gibt es einige Parallelen.

Was wird bisher in Großbritannien getan, um die Situation zu verbessern?

 

Zaghafte Lösungen

Bei Lösungsansätzen konzentriert man sich erstmal auf das scheinbare Hauptproblem: Die Waren kommen nicht an.

Da es zu wenig LKW-Fahrer:innen gibt, sind einige Supermärkte bereit, ihre Mitarbeiter:innen umzuschulen. Sie bekommen einen LKW-Führerschein finanziert und können zukünftig selbst die Lieferungen übernehmen, die sie sonst nur in die Regale einräumen und abkassieren.

Vermittlung ohne Führerschein: Um den Nachwuchs zu fördern und den Beruf zugänglicher zu machen, entwirft man gerade das Modell, dass Fahrer:innen an Firmen, Unternehmen und Supermärkte vermittelt werden, ohne dass diese bereits einen Führerschein hätten. Nachdem führerscheinlose Bewerber:innen eine sichere Stelle gefunden haben, helfen Fördergelder den Führerschein zu bekommen.

Mehr Geld: LKW-Fahrer:innen sind ebenfalls Mangelware. Daher bemühen sich verschiedene Supermarktketten, LKW-Fahrer:innen zu binden. Das machen sie mit Bonuszahlungen oder indem sie die Löhne erhöhen, berichtet Blickpunkt-lkw-bus.com.

 

Fazit

Dass Lieferengpässe der Wirtschaft schaden, ist kein Geheimnis. Aber jetzt dringen sie in unseren Alltag hinein und rütteln jeden wach.

Der Gütertransport ist wie das Blut in unseren Arterien und Venen: Es beliefert den ganzen Körper und erhält ihn am Leben. Wenn es zu wenig Blut gibt, werden lebenswichtige Organe nicht mehr mit Nährstoffen versorgt.

Ähnlich geht es gerade in Großbritannien zu.

Doch nichts davon ist neu. Wir können beobachten, wie die Lage kritischer wird, wenn nicht bald etwas getan wird.

Den LKW-Fahrer:innen mehr Geld zu versprechen und den Führerschein zu erleichtern, sind wichtige Schritte dahin, diesen wichtigen Beruf reizvoller zu machen.

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