Der Panamakanal trocknet aus

(Bild: Sebastian Nagel)

Eine der wichtigsten Transportadern versandet

In diesem Blog erfährst du, warum der Panamakanal allmählich austrocknet. Wir schauen uns die Folgen für den Welthandel an.

Die einzige Wasserstraße durch die amerikanischen Kontinente läuft trocken. Gibt es bereits alternative Routen?

Wir schauen uns an, wie er entstanden ist. Ein Wunderwerk der Technik, doch jetzt verweigert die Natur ihre Zusammenarbeit.

 

Warum bleibt das Wasser im Panamakanal weg?

Warum bleibt das Wasser weg? Gerade bleibt in Panama der Regen aus. Eine Dürre lässt die Böden austrocknen und leert die Staubecken, die den Kanal zusätzlich mit Wasser versorgen. Dadurch sinkt der Wasserstand. Welche und wie viele Schiffe hindurchfahren dürfen, wird jeden Tag neu je nach Wasserstand bestimmt. Gerade sind es etwa 13,5 Meter. Das bedeutet: Kein Durchkommen mehr für zu schwer beladene Schiffe mit ordentlich Tiefgang.

Zudem wird für die nächste Zeit El Niño erwartet. Dabei handelt es sich um ein Wetterphänomen, das etwa alle 5 Jahre auftaucht. In manchen Teilen der Erde verursacht es gigantische Regengüsse und in anderen Dürreperioden. Panama erwartet leider letzteres. Vom Himmel ist also in Zukunft wenig zu erwarten.

Ein weiterer Grund für das allmähliche Austrocknen sind die Wassermengen, die bei jeder Schleusung in den Ozean gespült werden. Denn so verduften Millionen Liter Süßwasser ins Meer, 200 Millionen Liter pro Durchfahrt eines einzelnen Schiffes, erfahren wir auf  DW.com.

Es kommt aber nichts mehr nach. Während der Kanal seine letzten Reserven freigiebig ins Meer spült, bleibt der Himmel wolkenlos und die Erde staubtrocken.

Wieso ist der Kanal so wichtig? Der Panamakanal ist momentan die einzige Verbindung zwischen den beiden Ozeanen. Darumherum zu schiffen bedeutete einen Umweg von 13.000 Kilometern. Das Kap Hoorn, die südlichste Spitze, um die herumgefahren werden müsste, ist eine Gegend, die Feuerland genannt wird. Eine karge, lebensfeindliche Gegend, wo die Temperaturen auch im Sommer selten über 10 °C steigen. Dort wütet eine raue See, die bereits zahlreiche Schiffbrüche und Tote verschuldet hat.

Das Handelsblatt berichtet, dass es ein sehr wichtiger Handelsweg ist. Schwere Frachter schleppen sich hindurch, beladen mit Steinkohle, Erdölen, Agrarprodukten und Erzen. Es verbindet asiatische Händler mit der Ostküste der amerikanischen Kontinente. Und Europa mit deren Westen.

Und jetzt, wo die Frachter Gefahr nehmen auf Grund zu laufen?

 

Folgen

Weniger Fracht: Durch das seichte Wasser haben sich einige Reedereien dafür entschieden, die Ladung ihrer Schiffe zu verringern. Das Hamburger Unternehmen Hapag-Lloyd zum Beispiel. Sie laden künftig weniger Container. Dadurch steigt der Stückpreis um 500 Dollar.

Der mickrige Wasserstand des Kanals wirft trotzdem solche Wellen, dass Außenhändler:innen in Deutschland die Wucht zu spüren bekommen, berichtet Abendblatt.de. Routen müssen neu gelegt, Verträge und Preise neu ausgearbeitet und Pläne umgeschrieben werden. Da kommt eine logistische Umwälzung auf die Händler:innen zu. 

Die deutsche Wirtschaft sei davon jedoch weniger getroffen. Da der Panamatransport lediglich 2% des deutschen Seehandels ausmacht.

Weniger Schiffe: Die TAZ berichtet, dass auch die Zahl der Schiffe, die den Kanal passieren, gesenkt werden soll: von 36-38 auf 28-32. Denn das würde bedeuten, weniger Schleusenwasser ginge verloren.

Wir wollen etwas mehr über das Bauwerk wissen. Daher reisen wir etwa 100 Jahre in die Vergangenheit und schauen, wie viel Geschichte, Willens- und Arbeitskraft in diesem Monument stecken.

 

Der Bau des Panamakanals

Der Panamakanal: Der Panamakanal ist ein künstlich angelegter Kanal, der durch Panama führt und den Pazifik mit dem Atlantik miteinander verbindet.

Da es auf der 82 km langen Strecke einen Höhenunterschied von 26 Meten gibt, liegen drei Schleusen auf dem Weg. Sie funktionieren als Doppelschleusen. Während in einer Kammer das Schiff durch eine Flutung in die Höhe gehoben wird, senkt sich das Schiff in der anderen Kammer ab.

Die höchste Schleuse ist die Gatún-Schleuse. Bei ihr wird das Schiff auf unglaubliche 26 Meter angehoben. Um so viel Wasser zur Verfügung zu stellen, wurde noch während der Bauarbeiten der Gatúnsee künstlich gestaut. Und genau bei diesem senkt sich Tag für Tag der Wasserspiegel.

Der Panamakanal war schon zu Zeiten seiner Fertigstellung ein Wunderwerk der Technik. Heute gilt er immer noch als eines. 14.000 Schiffe werden jährlich hindurchgelotzt. Das sind 6% des Welthandels.

Der Bau des Kanals: Schon als der Kanal gebaut werden sollte, schien die Natur nicht einverstanden zu sein. Erdrutsche und das Gelbfieber begleiteten die Bauarbeiten. Man musste 25% mehr ausgraben, da die Erde immer wieder abrutschte. Fast wie beim Sandburgenbau, wo immer wieder neue Massen ins Loch rutschen und man das Gefühl hat, niemals fertig werden zu können.

Viele hielten den Bau für unmöglich. Bereits 1534 flammte die erste Idee auf, diese beiden Ozeane so zu verbinden. Sie kam durch Karl V., König von Spanien, Flandern und des Römischen Reiches deutscher Nation. Goethe, Benjamin Franklin und Humboldt spielten die Möglichkeiten durch. Letzterer kam sogar zu dem Schluss, es sei unmöglich: Zu wild und zu bergig sei das Terrain, erfahren wir auf Seefunknetz.de.

Eine andere Zeit, eine andere Technik. Dieser Traum musste noch etwas schlummern.

Erst 1881 begannen die Bauarbeiten. Frankreich übernahm die erste Schicht. 10 Jahre später waren etwa 22.000 Arbeiter tot, das Kanalunternehmen bankrott und außer ein paar Rohbauten und unfertigen Teilabschnitten war nicht viel geschehen, berichtet die Welt.

1905 kauften die USA den Franzosen für 40.000 Dollar die Bauruinen ab. Schichtwechsel!

Auch hier gab es natürlich viele Unfälle und Tode. Zwischenzeitlich arbeiteten 50.000 Menschen an dem Großprojekt. 

Nach 7 Jahren, am 15. August 1914 war der Kanal fertig. Die Natur mit all ihren Widrigkeiten war bezwungen. Die Konstruktion gehört zu den größten Ingenieurleistungen aller Zeiten. Fertig wurde das Projekt und hat insgesamt 375 Millionen Dollar verschlungen, was nach heutigem Maßstab 30 Milliarden Dollar wären.

So ist aus einer 67-tägigen Reise voller Gefahren ein Kurztrip von 9 Stunden geworden.

Nach 109 Jahren Betriebszeit, sieht man sich jetzt nach Alternativen um.

 

Alternative Strecken

Ideen lassen nicht lange auf sich warten. 

Panama selbst benutzt an manchen Stellen des Kanals bereits Sparschleusen, die einige Mengen des Wassers abfangen.

Außerdem denkt die Regierung über Salzwasseraufwärtungsanlagen nach, berichtet DW. Damit könnte man Meerwasser in den Kanal einschleusen.

In Nicaragua wird ein Mammutprojekt geplant, berichtet die SZ. Ein neuer künstlicher Kanal von 278 Kilometern Länge soll sich durch das Land ziehen. Eine Teilstrecke würde dabei durch das größte Trinkwasserreservoir Lateinamerikas führen.

Auch Kolumbien wittert eine Chance, beim Welthandel mitzumischen. Gerade werden Milliarden in neue Schienennetze, Schiffskanäle und Flugrouten gepumpt, berichtet Gtai.

 

Fazit

Träume versetzen Berge, heißt es. Der Wunsch, Güter zu transportieren, kann sogar ganze Ozeane verbinden.

Nach 100 Jahren, unangefochten an der Spitze, sieht es so aus, als müsste der Panamakanal wetterbedingt abdanken.

Doch wo eine Wasserstraße versandet, werden neue geflutet.

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