Weihnachten auf dem Rastplatz

Trucker werden nicht vergessen

In diesem Blogbeitrag erfahren wir etwas über die festgefahrene Situation mancher Fahrer an den Weihnachtsfeiertagen. Sie müssen dort Zwangspausen einlegen und versäumen das Fest mit ihrer Familie.

Wir lernen Menschen und Organisationen kennen, die den Fahrern in dieser Isolation eine Freude machen wollen. Sie werden beschenkt, man feiert mit ihnen und manchmal passiert sogar ein Weihnachtswunder.

Wir schauen uns die monströsen Cola-Trucks an und gucken, wem die eigentlich die Show stehlen.

Kurzum, wir hören von vielen ganz besonderen Weihnachtsfesten.

Hoho hol dir einen Glühwein und lehn dich zurück!

Gute Fahrt!

Situation an Weihnachten:

Es gibt viele Berufe, in denen man an Weihnachten arbeiten muss. Patienten wollen behandelt werden, Fahrgäste gefahren und Verbrecher eingesperrt. Aber niemand von denen ist allein. Trucker auf dem Rastplatz sind es. Sie können sich die Zeit auch nicht mit Arbeit vertreiben. Sie sind zur Untätigkeit gezwungen. Sie warten.

Die Fahrer sind unter Fremden an einem fremden Ort, einem Rastplatz, der laut und hektisch sein kann und trostlos, wenn man eigentlich ganz woanders sein sollte. Bei der Familie. Es gibt keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Trucker in Detuschland über die Ferientage auf den Rasthöfen Quartier nehmen. Aber es sind viele. Während die Gedanken zu den Lieben schweifen, wird die Zeit abgesessen. Eine Zeit, von der man sich unter anderen Umständen wünscht, sie würde länger dauern.

Dieses Jahr fällt der 1. und 2. Feiertag auf Sonntag und Montag. Das sind nur zwei Tage. Da hat man noch relativ Glück. Schön ist es trotzdem nicht. Es hat sich ein kleiner Kult entwickelt um Weihnachten auf dem Rastplatz. Es gibt sogar Musik dazu. Und das nicht zu knapp. Von Tom Astor mit Titeln wie: Heiligabend auf dem Truck; Heiligabend auf der Autobahn; der Weihnachtsmann, der fährt nen großen Truck oder Mama, küsst den Weihnachtsmann.

Es ist wie bei den Seefahrern. Sie singen über die Dinge, die sie am meisten belasten. Auch wenn Tom Astor kein echter Trucker ist und seine Lieder im schnulzigen Country-Stil singt, nimmt er sich sehr treffsicher der Probleme einer Berufsgruppe an.

Es wird aber noch mehr getan, als Lieder darüber zu singen.

Der Weihnachtsmann hat viele Gesichter

Den Weihnachtsmann gibt es. Und der kann so verschieden aussehen wie Rastplätze. Er brauch weder einen Bart noch eine rote Mütze. Er muss nicht einmal alt, dick und männlich sein. Hauptsache, er hat Geschenke dabei und ist an vielen Orten zugleich.

Der SWR3 berichtet von Juan Pedro Garcia Rosales. Der Spanier zieht mit seinem Geschenkesack und verkleidet als Papa Noel über die Rasthöfe von Freiburg und Offenburg. Er wird dabei von einigen Organisationen unterstützt und kann so 300 Tüten verteilen. Den Rest des Jahres ist Señor Santa selbst LKW-Fahrer. Er weiß, was gebraucht wird. In seinen Tüten gibt es Schokolade, Obst, Handschuhe, Sitzkissen und Einwegmasken.

Die Seemannsmission denkt an eine andere Kette des Gütertransports: an die Schifffahrer. Sie sitzen in eisiger Kälte auf ihrem Schiff, während die Weihnachtstage vorbeiziehen. Auch hier soll an sie gedacht werden und gezeigt, dass sie nicht vergessen sind. Es gibt Tüten mit Schals, Dingen, die einen warm halten und Telefonkarten für den Kontakt zu anderen. Es soll eine Brücke ans Ufer gebaut werden. Denn Telefonieren ist da draußen keine Selbstverständlichkeit.

Die Trucker Church ist eine christliche Organisation, die sich für Trucker einsetzt und kleine Trucker-Bibeln verteilt. Sie zeigt, die Kirche kann auch zu den Leuten kommen. Am 12.12.2016, schon ein paar Jahre her, veranstaltete sie ein Grillfest auf dem Aral-Rasthof in Herrieden. Es gab Beleuchtungen, einen Ofen und Bratwürstchen.

Eine wunderbare und rührende Seite ist die von Fahrer helfen Fahrern. Es handelt sich um eine Spendenorganisation, die von MAN ins Leben gerufen wurde. Sie nehmen spenden an und helfen damit ganz gezielt Fahrern in einer Notlage. Die unglücklichen Fahrer sind dort aufgelistet und man kann sich angucken, wem geholfen wird. Zur Weihnachtszeit haben sich einige Unternehmen dazu hinreißen lassen 5000-8000 Euro zu spenden. Dieser Hilfsfond unterstützt die Fahrer alljährlich, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Wir wollen hören, was solche Aufmerksamkeiten, bei den Fahrern auslösen.

Ein Trucker aus Maryland, von der SeiteTrucker News, berichtet. Er fährt seine Touren zusammen mit seiner Frau. Sie saßen auf einem Rastplatz am Weihnachtsabend. Ein kleines Mädchen klopfte und überreichte ihnen eine Weihnachtskarte. Dann fuhr sie mit ihren Eltern davon. Diese Geste hat die beiden Fahrer so gerührt, dass sie noch fünf Jahre danach davon erzählen. Der Mann gab zu, diese Leute hätten keine Ahnung, wie gerührt er und seine Frau waren durch diese einfache Geste.

Ein anderes Pärchen aus Memphis, ebenfalls Trucker, wartete auf einem Rastplatz auf neue Aufträge. Die Trucker in den USA sind überwiegend selbstständig. Eine Kirchengruppe kam vorgefahren und verteilte Bibeln, Handschuhe und Süßigkeiten. Die Frau erzählte, sie habe darüber den ganzen Tag geweint und es habe ihr den Glauben an die Menschlichkeit zurückgegeben.

Die Unterstützung ist also so vielfältig wie die Fahrer selbst. Von kleinen Aufmerksamkeiten, zu gemeinsamen Feiern und Spenden für konkrete Schicksale.

Das ist wunderbar. Aber wieso muss es solche Aktionen überhaupt geben?

Was setzt die Fahrer fest?

Es gibt zwei Gründe für dieses Problem.

Das eine ist das Fahrverbot an Feiertagen. Hintergründe dieses Gesetzes aus den 60er Jahren sind: Umweltschutz, freie Autobahnen und geringere Lärmbelästigung. Wenn die meisten 9to5er frei haben, sollen sie sich erholen. Dann sollen die Autobahnen frei sein. Das sind die Gründe eines Gesetzes, das Fahrer allwöchentlich in eine Zwangspause fern von zu Hause schickt. Nur Sonderfrachten, etwa mit verderblichem Gut, dürfen noch ausgefahren werden. Die leere Rückfahrt ist auch noch drin.

Das Fahrverbot macht den Beruf, der ohnehin schon die tickende Uhr als Hintergrundmusik hat, noch stressiger. Aber über die Weihnachtstage ist es am ärgerlichsten.

Ich frage mich, ob das Fahrverbot an dieser Stelle überhaupt Sinn macht. Hintergrund des Fahrverbotes ist es ja, die Straßen an Feiertagen zu entlasten. Die meisten sind an diesen Tagen sowieso zu Hause. Wer schon mal an Heiligabend unterwegs war, weiß, dass die Straßen leer sind.

Der zweite Grund sind die Mautpreise. Sie machen es für ausländische Unternehmen zu teuer, ihre Fahrer zurückzurufen. Die Unternehmen zahlen ja keinen Prozentsatz ihres Gewinns, sondern einen festen deutschen Satz.

Es gibt kein sehr großes Bewusstsein für das Problem innerhalb der Bevölkerung. LKWs auf dem Rasthof oder im Industriegebiet da bekommt man nichts von mit. Die Organisationen, die sich engagieren, werden selbst meist von ehemaligen Fahrern geführt.

Da frage ich mich, wo bleibt die Anerkennung? Trucker verdienen nicht viel, aber leisten umso mehr. Dieses Verbot signalisiert: ihr macht Lärm und zerstört die Umwelt. Und am Wochenende sollen sich alle von der Woche erholen, nur ihr nicht.

Wohin geht die Anerkennung dieser Tage? Entweder bleibt sie ganz aus oder trifft die falschen Trucks.

Viel Licht um nichts: Die Coca Cola Trucks

Dieses Jahr touren die Cola-Trucks unter dem Motto: Weihnachten findet immer einen Weg. Wohin? Um zu feiern und Leute zusammenzubringen. Diese Kolonne donnert mit ihren gefräßigen Frightlinern durch ganz Europa.

Die ersten Trucks fuhren 1995 über die Straßen und durch den Fernseherbildschirm. Für diese Trucks gilt das Sonntagsfahrverbot natürlich nicht. Auch dieses Jahr sind zwei Termine der Tour an Sonntagen: 27.11 und der 4.12.

Zwar informiert uns die Coca-Cola-Seite über möglichst Kraftstoffsparende Routen. Aber das ist natürlich Quatsch. Man wählt immer die kürzeste Strecke, um Sprit zu sparen. Das ist kein besonderer Beitrag für die Umwelt.

Natürlich sind es Trucks, die da im Vordergrund stehen und bejubelt werden. Aber es sind nicht die Trucks und Fahrer, die unser Weihnachtsfest bringen. Auch wenn Cola die eigenen Trucks zu Weihnachtsikonen erklärt.

Die einen setzt man fest am Wochenende, damit die Straßen frei sind, es leiser wird und wir das Gefühl haben, etwas für die Umwelt zu leisten. Für die anderen werden ganze Straßen abgeriegelt, sie fahren mit Sattelschleppern, nur um ihren Werbelärm zu veranstalten. Das sind leider die, die den Jubel abbekommen. Einem der größten Umweltsünder und Plastikproduzenten der Welt, laut der Deutschen Umwelthilfe, geben wir eine Bühne für ihren Werberummel.

Die Werbungen gibt es erst seit 1995. Ich kenne sie seit meiner Kindheit. Und natürlich sind die bezaubernd. Aber es ist eben nicht mehr als eine bunte, schöne Werbung. Sie sollte nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die, die uns wirklich die Geschenke bringen.

Fazit

Ein Lied von Tom Astor bringt es gut auf den Punkt: “Der Weihnachtsmann fährt einen großen Truck”. Dummerweise feiert er manchmal nicht mit. Bleibt auf dem Rastplatz. Gräbt und sät und darf nicht die süßen Weihnachtsfrüchte ernten.

Auf den Rasthöfen sind die echten Weihnachtsmänner. Wir brauchen keine Blendbilder aus Übersee.

Viele Menschen verstehen das. Gehen dahin, wo die Fahrer einsam sind und zeigen zumindest, dass an sie gedacht wird.

Wir von Truck Hero haben dich auch nicht vergessen. Wir wünschen dir ein besonderes Weihnachtsfest, außergewöhnliche Geschichten und unerwartete Geschenke.

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