Trucker, ein Kindheitstraum: Warum ist es schön, einen LKW zu fahren?

(Bild: Sebastian Nagel)

 

junge Fahrer, QuereinsteigerIn, TruckerInnen und viele Meinungen aus Foren

 

Schlechte Nachrichten gibt es genug, Pessimisten auch. Es ist leicht, an Sachen was Schlechtes zu finden.

Aber es gibt nicht nur schlechte Seiten in diesem Beruf. Ich selbst fahre keinen LKW und ich möchte mir auch nicht anmaßen, über die Schwierigkeiten in diesem Beruf angemessen zu urteilen. Aber ich kann andere Fahrer sprechen lassen und deren Beiträge hier sammeln.

Und darum geht es in diesem Blog. Manche Menschen träumen seit ihrer Kindheit davon, einen 40-Tonner zu steuern. Andere sehen darin eine Erfüllung, die sie in anderen Berufen zuvor nicht finden konnten. Genau diese Menschen lassen wir hier zu Wort kommen.

Außerdem habe ich die Foren durchforstet. Positive Statements über das LKW-Fahren. Wir wollen wissen, was motiviert Menschen diesen anspruchsvollen und harten Beruf zu ergreifen.

Zurückerinnern und ab geht die Reise!

 

Wird es jemals langweilig?

Was verbinden junge Menschen für Vorstellungen, Träume und Wünsche mit diesem Beruf. Wir versuchen diese Fragen zu beantworten und schauen, ob wir in der Realität die Dinge wiederfinden, die sie suchen.

Der 14-Jährige Julian möchte selbst Trucker werden. Deshalb stellt er in einem Forum zwei entscheidende Fragen: Wird es jemals langweilig? Und: Verdient man gut?

Andere wollten wissen, ob es Spaß mache, so viele verschiedene Orte zu sehen und Menschen zu treffen. Ob es schwer ist, ein so gewaltiges Fahrzeug zu manövrieren.

Wir werden einigen Menschen begegnen, die diese Fragen ganz klar und inspirierend beantworten können. Außerdem verraten sie ihre Tricks, in diesem Beruf zufrieden und glücklich zu sein.

 

“…das macht mich glücklich.”

In einem Bericht des SWR von Sina Rosenkranz begegnen wir Eric Himmelsbach. Der 21-Jährige fährt für sein Leben gern und ist sich sicher, seinen Traumberuf gefunden zu haben.

Dabei sei er in eine Großfamilie reingeraten, sagt er. Denn der Umgang mit den anderen Fahrern sei kollegial, beinahe familiär. Er grüßt die anderen Fahrer im Vorbeifahren. Wenn sie die Hand zum Gegengruß heben, weiß er, dass sie den Beruf mit einer ähnlichen Freude machen wie er selbst. Auf gegenseitige Hilfe sei Verlass.

Er erlebt das Gefühl der Verantwortung und der Nützlichkeit. Seine innere Uhr ticke schmerzlich, wenn der Verkehr zäh voran fließt. Er werde nervös, wenn er seine Termine aufgrund eines Staus nicht einhalten kann. Der Kunde sei König. Glücklich sei Eric, wenn der Kunde zufrieden ist. Er sehe sich als Aushängeschild der Firma und möchte sie angemessen repräsentieren. Dazu gehöre auch, freundlich zu sein und mal ein Käffchen mitzutrinken, während ausgeladen wird.

Was ihm an seiner Arbeit die größte Freude bereitet, ist die Freiheit, selbst entscheiden zu können. Dabei müssen zwei Dinge stimmen: man muss Verantwortung übernehmen können und das Vertrauen des Arbeitgebers genießen. Das Fahrgefühl selbst mache ihn glücklich. So glücklich, dass er sich am Ende jeder Tour, bereits auf die nächste freut. So glücklich, dass er mit Freunden in einer Bar sich manchmal wünscht, jetzt lieber eine Nachtschicht zu fahren. Das Fahren, gesteht er, sei beinahe wie eine Sucht. Länger als eine Woche könne er daher keinen Urlaub machen.

Er verdiene gut, sagt er, überdurchschnittlich gut für einen Auszubildenden. Eine angemessene Bezahlung sagt uns etwas über den Wert der Arbeit. Darin liegt Wertschätzung und Anerkennung derselben. 

Er ist begeistert von der Technik des Fahrzeugs und von dem, was die Maschine leistet. Er sei nie einsam. Höre Musik oder Podcasts und spreche mit den Kollegen. Nun ist er Teil eines Podcasts über ihn. Ich kann nur empfehlen, es anzuhören. Seine Begeisterung und Leidenschaft sind ansteckend.

Auf den Autobahnbrücken sehe er manchmal Kinder, die ihm zuwinken. Das versetzt ihn selbst zurück in die Zeit, als er selbst noch ein Kind war und das Gleiche gemacht hat. Seit seiner Kindheit wollte er Berufskraftfahrer werden. Dann zurück winken zu können, als derjenige, der den Truck steuert, macht ihn glücklich.

Er hat seinen Weg gefunden und seinen Platz. Von anderen schönen Plätzen erfahren wir im nächsten Teil.

 

Vom rauen Norden an die Strände Italiens (einmal die Woche)

Die TAZ berichtet von Vivian Blumenthal, einer begeisterten Quereinsteigerin aus Hamburg. Ihren vorherigen Beruf habe sie aufgeben müssen. Nun sei sie sich sicher, ihren Traumberuf gefunden zu haben, mit ganz eigener Truckerromantik, wie sie erzählt.

Sie fährt immer die gleiche Strecke: von Hamburg der Sonne entgegen bis runter nach Italien. Manchmal sogar bis nach Sizilien. Entlang der Strände, die ihre ganz eigenen geräumigen, ruhigen Rastplätze sind. Dort sitze sie am liebsten mit einem Glas Wein und einer Decke.

Diese Strecke sei ihr inzwischen so vertraut, dass sie die Orte, an die sie fährt, als ihr zweites Zuhause bezeichnet. Sie habe dort Freunde gefunden und feste Orte für ihre Pausen.

Diese Verbundenheit zusammen mit einem Verantwortungsbewusstsein sorgt dafür, dass sie sich auch während der Coronazeit dahin wagt. Sie sagt, ihr Chef habe es in ihrem Ermessen gelassen, ob sie fährt. Sie entschied sich zu fahren. Sie berichtet von menschenleeren Straßen in sonst dicht gedrängten Städten, von Menschen auf den Balkonen, die ihr zuklatschen und von Disponenten mit vor Dankbarkeit glänzenden Augen.

Die Arbeit selbst sei schon immer ihr Traumberuf gewesen. Zum Gefühl, einen Truck zu fahren, sagt sie: Man müsse immer Respekt haben, immer volle Konzentration. Dass bei voller Konzentration Langeweile aufkommt, ist schwer vorstellbar.

Sie hat auch einen kleinen Hund, der sie bei ihren Fahrten begleitet. Er sei ihr Ausgleich und sporne sie an, sich in den Pausen zu bewegen und Sport zu treiben. Das Führerhaus gestalte sie sich, wie es ihr gefällt. Es sei sauber und ordentlich. Sie möchte sich wohl fühlen.

Diese Frau sorgt selbst sehr dafür, dass es ihr gut geht. Dass sie einen Ausgleich zum Fahren hat. Was bei ihr wohl zur Zufriedenheit beiträgt, ist die Sicherheit, feste Orte zu haben und Vertrautes. Sichere Schlafplätze, um die sie nicht erst kämpfen muss. Sie besitzt das Vertrauen ihres Arbeitgebers, darf selbst entscheiden, welchen Belastungen sie sich aussetzt.

Sehr schön ist auch der Kommentar am Ende der Reportage. Da schreibt einer, er habe schon lange auf einen solchen Bericht gewartet. Er sei ehrlich und schön. Er empfinde es als wohltuend, dass einfach mal über die Lebensumstände berichtet werde ohne Politik und Ideologie. Das nehmen wir uns zu Herzen und versuchen es auch so.

 

Echte Fahrer melden sich zu Wort

Foren bieten ein gutes Zeugnis der Arbeitsumstände. Sie sind meist anonym und ehrlich.

Ein Fahrer klärt auf. Er sagt, prozentual gesehen finden die meisten Fahrer ihren Beruf scheiße. Das mag sein und dafür mag es gute Gründe geben. Wenn wir zu anderen Berufen gucken, stellen wir fest, dass ein Großteil aller Arbeitenden mit ihrem Beruf unzufrieden sind. Die meisten Menschen sind sogar mit ihrem gesamten Leben unzufrieden. Wir interessieren uns heute aber für die, die für ihren Beruf brennen. Die gerne zur Arbeit gehen und ihren Beruf lieben, denn auch dafür gibt es gute Gründe, wie wir bereits gesehen haben.

Ich habe ein Forum gefunden mit starken und klaren Meinungen.

Christian gehe es auf den Sack, dass der Beruf überall schlecht gemacht werde. Für ihn sei es ein Traumjob. Er verdiene gut und sein Chef sei fair. Man müsse sich nur weiterbilden und vernünftige Arbeit machen. Danke, Christian!

Frank sagt, es sei ein Job mit Zukunft und liefert ein tolles Zitat dazu: “Gute Fahrer sucht man immer, schlechte gibt es wie Sand am Meer.” Danke, Frank!

Einer sagt: LKW fahre man, weil es Spaß macht, und nicht weil man reich werden will.

Es sei grundsätzlich schon ein Traumjob, wenn man Trucker aus Fleisch und Blut ist. Lieben oder Hassen, dazwischen gebe es nichts, erfahren wir von einem weiteren Fahrer.

Trotzdem kann jeder Traumberuf Seiten haben, die man verbessern kann. Wenn Speditionen und LKW-Hersteller den Fahrern zuhören, ist das ein schönes Zeichen.

 

WoMan Power

Eine Aktion von MAN trägt den griffigen Slogan: WoMan-Power. MAN hat zu einem Workshop für Truckerinnen eingeladen, in dem es darum ging, was man an den Umständen verbessern könnte, speziell für Frauen.

Sieben Frauen nahmen teil. Alle waren überzeugt, ihren Traumberuf gefunden zu haben. Ihnen allen ist es ein Bedürfnis bei dem, was sie gerne tun, auch akzeptiert zu werden. Es wurden Wünsche geäußert, die den Beruf noch attraktiver machen sollen. Es kann bereits ein Traumberuf sein, ohne perfekt zu sein.

Die Zufriedenheit der FahrerInnen ist nicht jedem gleichgültig.

 

“Wie geht’s euch? Nein, wirklich?”

Es gab eine Umfrage von Continentale von 2016. Das liegt schon einige Jahre zurück. Die aktuelleren Studien haben einen anderen Fokus. Hier interessierte man sich für die Hintergründe der Berufswahl und der Zufriedenheit der Fahrer.

LKW-Fahrer wurden gefragt, warum sie sich für diesen Beruf entschieden haben. Die Mehrheit tat dies ganz klar, wegen der Freude am Fahren. Denn ohne die geht es nicht, das haben wir bereits durch Eric Himmelsbach erfahren. Danach folgen als Gründe: Der Wunsch, andere Orte zu sehen. Schöne Strände, etwa wie die, die Italien zu bieten hat und an denen sich Vivian Blumenthal ihren Feierabend schmecken lässt. Danach kommen als Gründe: Unabhängigkeit und Interesse für den Beruf und die Technik. Das Gefühl der Freiheit und die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen, eint die beiden Fahrenden, die vorgestellt wurden.

Zur Zufriedenheit der Fahrer: Die Mehrheit ist mit den Ruhepausen zufrieden, mit dem Kontakt zu anderen Kollegen und den Arbeitszeiten. Unzufrieden werden die meisten, wenn es um Dusch- und Toilettenmöglichkeiten geht. Was nur allzu verständlich ist.

Der Mehrheit der Fahrer macht der Beruf Spaß. Was nichts daran ändert, dass manche Aspekte der Arbeit als unbefriedigend empfunden werden. Spannend ist auch, dass die Mehrheit der Befragten lieber auf mehr Sicherheit durch Assistenzsysteme verzichten würde, wenn dadurch ihre Fahrtätigkeit eingeschränkt würde. Viele fühlen sich durch Vorgaben des Unternehmens eingeschränkt.

Wenn es um die Arbeitsbedingungen geht, sind die Fahrer eher unzufrieden. Was viel mit schlechten Toiletten, Verpflegungsmöglichkeiten und Freizeitangeboten zu tun hat. Meist gibt es an Rasthöfen nur Bänke und zugemüllte Waldstücke. Wie soll man sich da bewegen?

Viele wichtige Fragen sind in der Studie leider nicht erhoben worden. Wie sieht es mit der Wertschätzung aus? und Dankbarkeit? Doch dass sich jemand für das Wohlergehen der Fahrer interessiert, werten wir als gutes Zeichen.

 

Fazit

Natürlich muss einiges stimmen, sonst macht es keinen Spaß. Man muss angemessen bezahlt werden und Wertschätzung bekommen. Ich denke, jeder Beruf ist furchtbar, wenn man keinen Respekt und keine Dankbarkeit bekommt.

Es liegt nicht am Beruf selbst, dass so vieles schief läuft. Das sehen wir daran, dass es noch faire Speditionen gibt und glückliche Fahrer.

Das, was nicht gemocht wird, sind meist die Umstände. Schlechte Toilettensituation, schlechte Bezahlung, mieser Chef. Aber wir haben gesehen, dass das längst nicht überall der Fall ist. Und dass man das durchaus ändern kann.

Wie sieht es bei euch aus? Erkennt ihr euch in manchen Aussagen wieder? Seid ihr zufrieden in eurem Beruf? Teilt es gerne mit uns in den Kommentaren.

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