Glatteis: Wie kann man sich als Berufskraftfahrer schützen?

 

 

Haltung und Haftung bewahren, wenn’s glatt wird

 

Wenn es so weit ist, wollen wir gewappnet sein. Wir schauen uns das Wetter an. Was kommt auf uns zu? Gerade ist es mild, aber kalt wird es noch.

Wir lernen ein paar verlässliche Seiten kennen, wo du dich über das Wetter vorab informieren kannst. Wir erfahren, wie es zur Glätte kommt und was es da für Unterschiede gibt.

Wir schauen uns an, was du vor deiner Fahrt machen kannst und währenddessen, damit es mit Sicherheit nicht kracht. Denn abgesehen von Leib und Leben zahlt man manchmal auch Bußgeld für zu sorgloses Fahren im Winter.

Zum Schluss schauen wir uns einen beeindruckenden Trucker an, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass der See zugefroren bleibt, über den er mit seiner 25-Tonnenfracht tuckert.

Viel Spaß und guten Rutsch!

 

Einleitung

Glatteisregen, gefrierender Regen, Schneechaos, Schulschließungen, Flüge annulliert spiegelglatte Straßen. Das sind die Schlagzeilen der Zeitungen, sobald man sich auf der Straße spiegeln kann und Schlittschuh fahren. Die einfache Lösung der Zeitungsleute: Bleiben Sie zu Hause.

Geht aber nicht. Manche müssen raus bei Wind und Wetter, bei Schneeflocken und Glätte. Du gehörst dazu.

Das Bundesamt für Statistik verrät uns: Es gab im Jahr 2021 insgesamt 28 382 Unfälle mit Personenschaden. Davon wurden 5786 durch vereiste Straßenbeläge verursacht.

Auch diesen Winter gab es bereits Unfälle. Wir nehmen eine Zeitung aus Franken, könnten aber genauso gut ein Blatt jeder x-beliebigen Region aufschlagen.

Ein Kleinwagen überschlägt sich auf einem Acker, die Feuerwehr kommt nur verzögert zum Einsatzort geschlittert. Ein anderes Auto gerät in den Gegenverkehr und ein Entgegenkommendes kracht hinein. Ein LKW rutscht in eine Tankstelle. In rasantem Tempo schleudert der Artikel die einzelnen Unfälle entgegen. Fahrzeugbeschreibungen, Unfallschilderungen und Schadensbezifferungen rauschen an einem vorbei, dass danach der Kopf vor Zahlen raucht. Es gibt zum Glück keine Toten oder schwere Verletzungen. Doch die Schadenssumme ist beachtlich für eine Nacht.

 

Wettervorhersage: Wann wird’s mal wieder richtig Winter?

Die kalte Jahreszeit steht an. Obwohl es gerade wieder mild ist. Der Wetterdienst verrät uns, dass es erstmal so mild bleibt. Die Temperaturen bleiben zwischen 6 und 10 °C, dazu gibt es Regen. Wenn es jedoch abkühlt, kann es schnell zu Glatteis oder Blitzeis kommen. So weit gehen die Prognosen bisher noch nicht.

Allerdings ist zu befürchten, dass ein Tief, also eine Kaltfront aus Skandinavien, herunterkommt und Temperaturen in die Nähe des Nullpunkts zwingt. Wenn die Temperaturen um Null kreisen, wird’s gefährlich.

 

Wann, wie, wo und warum wird’s glatt?

Glätte ist nicht immer da, wenn’s draußen weiß ist und glitzert. Der ADAC verrät uns, worauf wir achten können. Blitzeis entstehe vor allem bei schwankenden Temperaturen. Wenn Schnee abtaut, aber trotzdem noch gefrieren kann. Wenn ein kalter Wind weht. Entsteht, wenn Nebel oder Regen auf eine gefrorene Straße treffen. Gerade Brücken, wo der Wind drüber fegt und bewaldete Stücke sind betroffen, sie sind der Witterung stärker ausgesetzt.

Wetter.de erklärt uns: Es gibt vier Arten der Glätte: Glatteis, Eisglätte, Reifglätte und Schneeglätte. Alle gefährlich, alle tückisch.

Die Schneeglätte entsteht aus zusammengepresstem Schnee. Aus dem tritt Wasser hervor und gefriert an der Oberfläche. Er ist sichtbar und leichter zu umgehen. Dennoch super glatt und sau gefährlich.

Beim Reif setzt sich Eis an und überzieht alles mit seiner kristallinen Form. Ähnlich wie Zuckerguss, nur nicht so süß, dafür kalt und gefährlich. Auf Pflanzen und Zäunen ist er noch leicht auszumachen. Auf der Straße ist er nicht so leicht zu erkennen. Aber die Umgebung verrät uns, dass er da ist.

Glatteis tritt im Zusammenhang mit unterkühltem Regen oder Sprühregen auf. Dieser setzt sich auf den Boden und gefriert sofort. Er ist schwer vorhersagbar, da er schnell und kurzfristig kommt. Wenn der Niederschlag also sehr kalt und unangenehm im Gesicht und auf den Händen ist, besteht die Gefahr, dass Glatteis kommt.

Von der Eisglätte spricht man, wenn bereits vorhandenes Wasser auf dem Boden gefriert. Hierbei ist der Boden noch unterkühlt, doch schmilzt bei einer wärmeren Temperatur bereits die erste Oberfläche des Schnees. Das Wasser gefriert jedoch wieder, wegen des Bodens und eine rutschige Oberfläche entsteht. Das Gefährliche hierbei ist, dass es keine sichtbaren Begleiterscheinungen gibt; schlimmer, es wird sogar wärmer. Somit kann man dem Irrtum erliegen, es werde auch weniger glatt.

 

Sicherheitstipps: Vorbereitung

Zuerst solltest du dich über das Wetter informieren. Hier kann ich die Seite des DWDs empfehlen, des Deutschen Wetterdienstes. Dort hast du direkt die ganze Deutschlandkarte im Blick und kannst gezielt nach Sturmwarnungen und den Temperaturen der Regionen schauen, durch die du fahren wirst.

Des Weiteren empfehle ich die Broschüre des ADAC zum Thema Glatteis. Super Tipps, knapp und auf den Punkt.

Wenn es geschneit hat, sollte das gesamte Fahrzeug von Schnee und Eis befreit werden. Dein Hänger ist lang, da kann sich eine große Schneefläche bilden. Die kommt runter. Entweder auf die Frontscheibe des Fahrzeugs hinter dir. Oder auf deine, wenn du in die Eisen gehst.

Manche Raststätten haben extra Gerüste dafür. Leider nicht alle. Manchmal hilft nur eine Leiter. Vielleicht findest du jemanden, der sie für dich hält. Von da oben möchtest du nicht runterstürzen, Nicht umsonst gibt es extra Sicherheitstipps dafür von der Verkehrs Rundschau.

Auch Blinker, Lichter und Nummernschilder müssen vom Schnee befreit werden. Auch den festgefrorenen Schneematsch, der von den Reifen hochgeschleudert wird, abtreten. Wenn so ein Brocken während der Fahrt herunterkracht, kann Schlimmes passieren.

Befreie deine Schuhe vor dem Einsteigen von der Eisschicht oder dem zerklumpten Schnee darunter. Mit einer weiteren Sohle hast du weniger Gefühl auf den Pedalen. Schlimmstenfalls rutschst du ab.

Kalte Luft zieht sich zusammen, so verringert sich der Druck in deinen Reifen. Wir erinnern uns, zu wenig Druck bedeutet, nur die Seitenränder des Laufstreifens liegen auf. Der Reifen hat so weniger Kontakt als ratsam. Jede Art von Haftung ist wichtig bei Glätte.

Schlüssellöcher schon vorab mit Frostschutzmittel einschmieren.

Falsche Reifen. Der Bremsweg kann sich durch Sommerreifen verdoppeln. 

Es gibt eine neue Winterreifenpflicht. Die mit dem S/M-Symbol sind überholt. Sie reichen nicht mehr aus. Die neuen Reifen, die nach 2018 erst hergestellt wurden, gehen nicht mehr für Schnee und Matsch, sondern brauchen ein Alpinzeichen. Für ältere gibt es eine Übergangszeit bis zum Jahre 2024. Die Alpin-Reifen greifen besser.

 

Sicherheitstipps für die Fahrt

Wenn es soweit ist und eine der vier oben genannten Glättearten die Straßen bedeckt, achte auf Folgendes:

Von vornherein langsam fahren. Und mit leichten Bremstest gucken, ob deine Reifen es noch packen. Alles ist ungefährlicher, wenn du langsamer fährst. Denk dran, dein Anhänger drückt von hinten und verlängert ebenfalls deinen Bremsweg. Wenn es zu glatt ist, gibt es gar keinen Bremsweg. Mach deinem Chef die Lage klar. Wer langsam fährt, spart eine Menge Geld. In der Ruhe liegt die Kraft und im Schneckentempo Zaster.

Vergrößere den Abstand zum nächsten Fahrzeug. 

Sei besonders aufmerksam. Schau nach Anzeichen für Glatteis. Achte auf die anderen Verkehrsteilnehmer. Vielleicht bemerkst du bei ihnen ein Ausschlagen des Wagens. Achte auf minimalstes Driften deines Fahrzeugs.

Die KFZ-Versicherungsagentur Admiral hat einen sehr anschaulichen Blog dazu. Es ist zwar alles etwas knapp, aber enthält sehr hilfreiche Tipps. Man solle sanft Bremsen und gefühlvoll Lenken. Denn zu ruckartige Bewegungen, sorgen dafür, dass du die Kontrolle verlierst.

Das solltest du aber alles schon im Sicherheitstraining für LKW-Fahrer gelernt haben. Falls du jedoch eine Auffrischung brauchst, bietet der TÜV Kurse an für 325€ für 8 Schulstunden. Falls du etwas über den genauen Ablauf des Trainings erfahren möchtest, kannst du hier gucken: Fahrsicherheitstraining. Das Training ist Pflicht seit 2009 und muss alle 5 Jahre aufgefrischt werden.

 

Mitschuld: Haftbarkeit bei Unfällen

Es ist einfach, bei schlechten Wetterverhältnissen für einen Unfall mitverantwortlich gemacht zu werden. Es gibt einen ganzen Katalog an Regeln, die man brechen kann, sobald Schnee fällt. Hier findest du den Bußgeld-Katalog.

Wenn man nicht für die richtige Sicht sorgt und sich beispielsweise nur ein Guckloch in der Windschutzscheibe freimacht, kann es auch zur Teilschuld kommen. Für den, der nicht umsichtig fährt, also mit Fehlern anderer rechnet, wird’s ebenfalls teuer.

Was ich sehr nützlich fand, war die Seite von Continentale. Sie bietet einen klaren Überblick über die Regelungen in einzelnen Ländern an, was die Bereifung und die Mitführpflicht von Schneeketten betrifft.

 

Mit dem LKW durch Jakutien

Ich habe noch eine Empfehlung für eine sehr motivierende Dokumentation über Ice-Trucker in Russland auf dem Ersten. Denn während wir manchmal mit einem flauen, ängstlichen Gefühl den Schneeflocken entgegensehen, sind andere Länder sehr darauf angewiesen. Sie schrecken weder vor menschenleeren Landschaften noch vor zugefrorenen Seen zurück, die sie mit Übergewicht überqueren müssen.

Der Fahrer Alban kämpft mit ganz besonderen Schwierigkeiten. In einer Winterwüste muss er eigenhändig seinen LKW reparieren, dessen Bremsschläuche geplatzt waren. Er sagt, der LKW könne nicht länger als eine Stunde stehen, sonst friere er ein. Unterwegs zeigt er einen LKW-Kadaver, der mit Raureif überzogen ist. Dann fährt er über einen zugefrorenen See, wo er ganz beiläufig erwähnt, dass er einmal bis zum Fahrerhäuschen drinnen gesteckt habe. Sein Tipp: “Du darfst nicht rasen. Wenn du einen Fehler machst, dann bist du tot.”

Schau sie dir an! Sie macht dankbar für unsere dichtbefahrenen Autobahnen mit Notrufsäulen alle 2 Kilometer.

 

Fazit

Einfach mal entschleunigt fahren. getreu dem Motto: spät, aber noch. Es kann eine Menge passieren, wenn es glatt ist. Die Möglichkeiten eines Unfalls sind beinahe so vielfältig wie die Formen der Schneeflocken.

Mit dem nötigen Rüstzeug, deinem Sicherheitstraining, einer umsichtigen Vorbereitung und einer aufmerksamen Fahrt kann dir schon viel weniger passieren.

Vielleicht habt ihr auch noch Tipps aus der Praxis. Teilt sie gerne in den Kommentaren.

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