Lang-LKWs in Deutschland

Lang-LKWs kennen wir erstmal nur aus Ländern unendlicher Weiten wie Kanada, China, Russland oder den USA. Von dort, wo die Straßen in nicht enden wollenden grauen Bahnen geradeaus verlaufen.

Seit 2017 dürfen sie auch im dichtbesiedelten Deutschland fahren. Die Idee dahinter ist erstmal ganz einfach: Mehr Ladefläche = weniger Fahrten.

Zwei Lang-LKWs könnten drei herkömmliche ersetzen

Befürworter erhoffen sich eine Entschärfung des Fahrermangels, mehr Effizienz, Kraftstoffersparnisse und weniger CO².

In diesem Blog schauen wir uns an, wo Lang-LKWs fahren dürfen, wie groß und schwer sie sein können 
und was die größte Sorge ist, die man ihnen entgegenbringt.

Lang-LKWs Titelbild

Lang-LKWs machen sich breit

Die ersten Lang-LKWs fuhren im Rahmen eines mehrjährigen Testversuchs von 2012-2016 in Deutschland. 161 Fahrzeuge nahmen daran teil. Die Testphase reichte aus, um Lang-LKWs 2017 auf speziellen Straßen zuzulassen.

In anderen europäischen Ländern sind sie ebenfalls schon unterwegs: in Tschechien, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Finnland. Das Interesse steigt weiterhin. Auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten werden die sogenannten Gigaliner getestet: auf Sicherheit, Umsetzbarkeit und Rentabilität.

Ihr Einsatz in Europa wird sinnvoller je mehr Länder teilnehmen und je mehr Ladungen über weite Strecken länderübergreifend transportiert werden. Denn Lang-LKWs dürfen nur auf Strecken fahren, die für deren Betrieb zugelassen wurden. Und sie dürfen nur in andere Länder fahren, wenn eine Kooperation mit Deutschland besteht. Das ist bisher nur der Fall für die Niederlande und Dänemark.

Schaubild-Joel Debus

Die Strecken für die Lang-LKWs wachsen

Gigaliner sind länger als herkömmliche LKWs. Sie kommen nicht um jede Kurve, passen nicht in herkömmliche LKW-Parkplätze und können sich nicht in alle Haltebuchten quetschen.

Das alles muss erwogen werden, wenn eine bestimmte Straße für den Betrieb von Lang-LKWs, auch EuroCombis genannt, zugelassen werden soll. Die jeweiligen Bundesländer und die Autobahn GmbH prüfen solche Strecken. Wenn sie zugelassen werden, werden sie Teil des deutschlandweiten Positivnetzes.

Schaubild, Positivnetz-Joel Debus

Auf der Seite des BMV, des Bundesministeriums für Verkehr, kann man sich das jeweils aktuelle Straßennetz ansehen:  Positivnetz.

EuroCombis sind ausschließlich an dieses Netz gebunden. Sie dürften erst auf herkömmlichen Straßen weiterfahren, wenn sie einen Anhänger abkoppeln würden.

Jedes Unternehmen kann neue Strecken zur Prüfung vorschlagen. So wächst das Netz und umspannt inzwischen fast jede größere Stadt Deutschlands.

Länge und Gewicht eines Lang-LKWs

Die Länge herkömmlicher LKWs ist in der EU auf 18,75 m begrenzt. Lang-LKWs sprengen diesen Rahmen um 6,5 m: 
25,25 m misst ein Gigaliner.

In Schweden und Finnland, wo die nördlichen Regionen nicht enden wollende Straßen bereithalten, haben Lang-LKWs inzwischen sogar eine Länge von 34,5 m.

Obwohl der Frachtraum wächst, bleibt das Gewicht der Lang-LKWs in Deutschland auf die Tonnenanzahl beschränkt, die auch für herkömmliche LKWs gelten: Auch EuroCombis dürfen nicht mehr als 40 Tonnen auf die Waage bringen.

Auch wenn das Gewicht gleichbleibt, hat die Länge natürlich ihre verändernde Wirkung auf das Fahrverhalten des Lang-LKWs. Dafür brauchen LKW-Fahrer und Fahrerinnen jedoch keinen neuen Führerschein. Hier Qualifiziert Erfahrung: 5 Jahre Berufserfahrung im gewerblichen Güterverkehr und der ununterbrochene 5-jährige Besitz eines Führerscheins der Klasse CE reichen aus, um einen Lang-LKW fahren zu dürfen.

Schaubild, 40 Tonnen - Joel Debus

Werden Lang-LKWs wachsen?

Die größte Sorge liegt darin, dass die Gigaliner in Deutschland weiterwachsen könnten; dass die Grenzen von 40 Tonnen und 25,25 m weiter gedehnt werden. In Dänemark und den Niederlanden haben die Gigaliner bereits ein paar Tonnen zugelegt: dort bringen sie 60 Tonnen auf die Waage, in Schweden sogar 64.

Im Moment gelten Lang-LKWs als sicher. Der Bremsweg ist sogar kürzer als bei herkömmlichen LKWs, da die Bremskraft auf mehrere Achsen verteilt wird. Außerdem müssen sie über Abbiegeassistenten und Seitenleuchtenmarkierungen verfügen.

Auch das Gewicht ist nicht höher als bei herkömmlichen LKWs. Daher bewegen wir uns jetzt noch in Maßen, wo nicht allzu viel verändert werden muss. Die Last auf Brücken und Straßen muss nicht neu bewertet werden, kein neuer Führerschein steht an, der Bremsweg wird nicht länger.

Fazit:

Noch wiegt der Lang-LKW maximal 40 Tonnen und ist 25,25 m lang. LKW-Fahrer und Fahrerinnen können ihn fahren ohne besondere Zusatzausbildungen. Die Infrastruktur gibt es bereits und sie wächst stetig.

 

Erstmal bedeutet der Lang-LKW eine Lösung, ein Ersparnis an Arbeitskraft, Kraftstoff und Fahrten. Und dafür muss sich erstmal nicht allzu viel verändern.

Es ist eine Veränderung, die nicht in den Sternen, sondern bereits abfahrbereit auf dem Fahrzeughof steht.

Genutzte Quellen:

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